Die Datenströme zwischen FOH und Bühne werden immer umfangreicher, die dazu gehörenden Komponenten immer zahlreicher. Das bedingt aber auch, dass die Menge der potenziellen Fehlerquellen steigt. Was passiert dann, wenn ein Gerät ausfällt oder ein Kabel beschädigt wird? Das hängt davon ab, ob und in welchem Maße man sein System redundant aufgebaut hat. Wie gravierend die Folgen im Fehlerfall sind, entscheidet sich daran, wie viel Zeit – und natürlich auch Budget – man in die Planung, Durchführung und das Testen der Redundanzen investiert.
Anzeige
In der Veranstaltungstechnik hat es sich eingebürgert, dass vor allem das Netzwerk redundant konzeptioniert wird. Der Grund dafür erschließt sich einem nicht sofort, vor allem wenn man bedenkt, wie der Gedanke zur Datensicherheit ansonsten in unserer Branche behandelt wird. Was hilft ein redundantes Netzwerk, wenn man nur ein Steuerpult daran anschließt? Vielleicht liegt es daran, dass die Netzwerktechnik noch relativ neu bei uns ist. Für viele, vor allem ältere Kollegen,stellt das Thema eine große neue Herausforderung dar. Für die nachrückenden jüngeren Mitarbeiter ist Netzwerk oft ein Alltagsthema, das man selbstverständlich im Griff hat und man weiß, was da alles geht. Also macht man es dann auch, obwohl ein Netzwerk, das korrekt eingerichtet und aufgebaut ist auch nicht anfälliger für spontanes Versagen ist, als jedes andere Einzelgewerk. Es ist natürlich richtig, dass unsere Datennetzwerke der Backbone, das Rückgrat einer jeden Veranstaltung geworden sind. Damit sind sie das sensibelste Gewerk, das es zu schützen gilt. Praktischerweise ist es eigentlich recht einfach ein Netzwerk abzusichern. Und in unserem Beitrag „PRTG Network Monitor – Schluss mit Netzwerk-MIMIMI“ werden wir uns noch ansehen, wie heute ein professionelles Netzwerkmonitoring aussehen kann.
Beispiel: Redundanz mit Dante
Ein weiteres Verfahren möchten wir hier noch erwähnen, diesmal für die Tonabteilung: Im Dante-System ist nämlich herstellerseitig schon eine Redundanz mit eingeplant. Hier gibt es standardmäßig zwei Audioengines, Primary und Secondary, die identisch arbeiten und sich somit gegenseitig sichern. Die dazugehörigen Multicores haben zwar den dazugehörigen zweiten Weg schon in sich, das widerspricht allerdings dem Grundgedanken einer Redundanz, da das zweite Signalkabel bitte nicht auf dem gleichen Weg verlegt sein sollte wie das erste.
Wie an jedem Anfang einer Planung gilt es die Frage zu analysieren, welche Aufgabenstellung gelöst werden soll. Es gibt verschiedene Netzwerk-Topologien, die ihre Vor- und Nachteile haben.
Daisy Chain: ist einfach zu verkabeln, wenn aber beispielsweise derzweite Switch von sechs ausfällt, fallen alle dahinter liegenden Switche auch aus.
Ring: Die Ringtopologie ist ähnlich wie bei der Daisy Chain. Allerdings schließt man den Ring, indem man den letzten und den ersten Switch zusammenführt. Wenn jetzt irgendein Gerät in diesem Ring ausfällt und die Leitung so gesehen unterbricht, kann das Signal von der anderen Seite die restlichen Geräte erreichen. Das geht aber nicht mit jedem Produkt und muss entsprechend konfiguriert werden.
Stern: Hier gibt es einen zentralen Switch, also einen Netzwerkknoten, von dem aus alles verkabelt wird. Das ist einfach, birgt aber die Schwachstelle des Zentralswitches. Geschieht diesem etwas, fällt alles andere auch aus.
Baum: Der Baum ist wiederum dem Stern ähnlich. Er ist im Endeffekt ein Stern, der sich an seinen Strahlen weiter ver- ästelt. Also gibt es auch hier einen zentralen Netzwerkknoten. Wenn dem etwas passiert, fällt auch wieder alles aus.
Mesh: Die Mesh-Topologie ist ein dezentrales Netzwerk, das keinen verbindlichen Strukturen unterliegen muss und in dem alle Netzwerkknoten irgendwie miteinander verbunden sind. In einer Mesh-Topologie gibt es beim Ausfall einer Verbindung im Regelfall immer eine alternative Leitung, um den Datenverkehr unterbrechungsfrei fortzuführen. Diese Netzwerkform ist in sich schon redundant. Ein Nachteil ist, dass sie recht aufwändig zu planen ist. Hier schleichen sich schnell leichtsinnige Fehler ein, die gravierende Auswirkungen haben können. Ein sehr hohes Maß an Erfahrung bei der Konfiguration von Switchen ist hier nötig.
Zur Planung aller Netzwerke ist zu sagen, dass das nichts ist, was man auf der Baustelle machen sollte. Ruhe, Akkuratesse und Dokumentation sind hier oberstes Gebot. Bei großen und komplexen Systemen ist ein sehr großes Maß an Erfahrung erforderlich. Bei 30 oder mehr Switches mit entsprechend vielen Endgeräten reicht es schon aus, wenn ein Port falsch konfiguriert oder eine IP-Adresse falsch zugewiesen wurde, um das gesamte Netzwerk lahm zu legen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Erfahrung aus unzähligen Shows und Veranstaltungen zeigt, dass die heutige Veranstaltungstechnik auf einem qualitativ sehr hohem Standard ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass während des laufenden Betriebs ein Gerät oder Kabel kaputt geht, ist sehr gering. Die meisten Defekte entstehen durch zu ruppigen Transport oder fast schon durch Fahrlässigkeit. Das Case mit dem Encore-System kippt von der Laderampe, der Gabelstapler, der über das Multicore fährt, der Hubwagen, der über das Glasfaserkabel gezogen wird sind klassische Beispiele. Natürlich müssen die Gewerke um uns herum Rücksicht auf unser sensibles Material nehmen, genauso natürlich müssen wir aber auch darauf achten, dass der Gabelstapler erst gar keine Chance hat, unser Kabel kaputt zu fahren. Wenn die Anlage dann fertig aufgebaut und in Betrieb genommen ist, muss man bedenken, dass da schon sehr viel Hightech und Elektronik verbaut ist. Wo so viel Technik im Einsatz ist, kann natürlich auch immer etwas ausfallen. In den meisten Fällen ist ein Ausfall während einer Veranstaltung recht schnell behoben. Oftmals merkt das Publikum noch nicht mal etwas davon. Meistens sind es aus Unachtsamkeit herausgezogene Kabel oder aus Versehen betätigte Sicherungsautomaten, die uns das Herz in die Hose rutschen lassen. Diese Fehler, Störungen sind sehr schnell wieder im Griff, bis auf Computer-basierte Geräte, die eine gewisse Zeit brauchen, um wieder hochzufahren. Trotzdem ist es für uns Techniker sehr ärgerlich und unbefriedigend. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass man schon mit kleinen Maßnahmen ein recht großes Maß an Ausfallsicherheit erreichen kann. Schon bei einem kleinen oder mittleren Aufwand an Redundanz muss schon einiges schief gehen, damit es zu einem großen Störfall kommt.
“Eine penible Planung und Dokumentation eines Netzwerkes darf nicht erst auf der Baustelle beginnen”
Wenn der Auftraggeber jeden erdenklichen Störfall bedacht haben will und seine Show um jeden Preis weiter laufen muss, egal welche Systemkomponente ausfällt, erhöht sich der Aufwand zur Redundanz sehr schnell bis ins Unerschwingliche. Möglich ist fast alles, nur bezahlen muss es jemand.