Martin Professionals Lichtkonsolen-Programm wurde Anfang dieses Jahres von Elation Professional übernommen. Sowohl alte Modelle wie die hier getestete M6, als auch die neuen Entwicklungen laufen zukünftig unter dem Namen Obsidian.
Bereits die technischen Eckdaten zeugen von ernstzunehmender Materie, und nicht zuletzt machten der innovative Weg der modularen Bauweise und die Ideen um das restliche „Drumherum“ die PRODUCTION PARTNER Redaktion bei einem praktischen Hands-on in Köln neugierig auf das, was in dem M6 steckt.
Anzeige
Mit dem Launch der Maxxyz vor etwas mehr als zehn Jahren standen die Entwickler um die vorher sonst hauptsächlich auf die Herstellung von intelligenten Scheinwerfersystemen spezialisierte Firma Martin Professional quasi noch vor Neuland. Doch nur nach wenigen Jahren konsequenter Weiterentwicklung stellen bisweilen das gewonnene Vertrauen diverser Anwender der aktuellen M-Serie-Konsolen M1, M2Go, etc. unter Beweis, dass es sich hier um ernstzunehmende Produkte handelt. Die M6 hält neben den modularen Konfigurationsmöglichkeiten und diverser anderer Neuerungen auch noch einige kleine, aber feine zusätzliche Überraschungen bereit.
Übersicht der Konsole
Das Auffälligste und ins Auge springende Merkmal der M6 mit den Maßen von 1058 × 204 × 668 mm (B/H/T) und einem Gewicht von 37,5 kg ist die neuartige modulare Bauweise, bei der die einzelnen Bedienelemente der Konsole in einzelnen Modulen aufgeteilt auf dem Gehäuse verschraubt angebracht sind. In der Grundausstattung befinden sich im oberen Arbeitsbereich der M6, welcher mittels einer hydraulischen Vorrichtung manuell in die gewünschte Position gekippt werden kann, zwei 15,6″ Brite Touch-Bildschirme mit einer Auflösung von 1376 × 768 Bildpunkten, die wegen ihrer immensen Helligkeit auch gerade bei Sonneneinfall noch klar und deutlich ablesbar sein sollen. Ein USB 2.0 Port und insbesondere die jeweils vier neuartigen frei mit Funktionen belegbaren „Fast Dial“-Encoder, mit deren Hilfe z. B. im Schnellzugriff Veränderungen von Fadezeiten vorgenommen werden können, sind allein durch ihre übersichtliche Lage, und dadurch auch speziell im Livebetrieb, ein Bedienelement, welches sich wie dafür gemacht im Touch-Bildschirm-Modul der M6 eingliedert.
Die werksseitig intern eingebauten Bildschirm-Module verfügen neben den Anschlüssen zur internen Verdrahtung ebenfalls über einen Anschluss für externe Netzteil-Versorgung und einen Display-Port. Somit lassen sich die internen Bildschirme, die zudem über die passenden Gewinde und Gewindeabstände für einen VESA-Mount verfügen, z. B. mit Hilfe eines Manfrotto Magic-Arms am Gehäuse der Konsole befestigt auch hervorragend als externe Touch-Bildschirme betreiben, was in diesem Falle wiederum Platz für neue Module schaffen würde. Eine weitere neue und recht pfiffige Variante sind die beiden an der Oberkante des oberen Arbeitsbereichs fest angebrachten und damit nicht entfernbaren Schwanenhals-Pultleuchten, womit bei der M6 dieses lästige Thema schon im Ansatz vom Tisch wäre. Zwischen den beiden Touch-Bildschirmen, die aus Gründen der besseren Ablesbarkeit um 180° gedreht eingebaut werden, befindet sich im Auslieferungszustand das „24 Submaster-Modul“, welches mit jeweils zwölf 60-mm-Fadern mit dazugehörigem Flashbuttons und zwölf weiteren voneinander unabhängigen Flashbuttons eine Vielzahl von Ablagemöglichkeiten zur Verfügung stellt.
Der untere rechte Arbeitsbereich der Konsole beherbergt zum einen das Programmier-Modul, welches neben einem numerischen Ziffernblock, einem Trackball, zwei Maustasten, den vier altbewährten „Fast Track“-Encodern und einer Master-Go-Sektion jetzt auch über ein Dimmer-Wheel in Form eines Encoders, und den Martin-typischen Elementen in Form eines 3,5″-Fast Touch-LCD-Displays und den zwölf Funktionstasten verfügt. Direkt daneben befindet sich das neuartige „Transition Module“, welches durch die geteilte „Live Blender TBar“ dominiert stark an eine Videoregie erinnert. Diese miteinander verbindbaren Regler können ebenso frei belegbar z. B. als A/B-Regler oder in Zukunft auch als maßgebliches Steuerelement von Medienservern genutzt werden. Des Weiteren bietet dieses Modul noch acht frei belegbare „Fast Blend“-RGB-Keys mit farbiger Hintergrundbeleuchtung, vier weitere „Fast Dial“-Encoder und ein weiteres „Fast Touch“-LCD-Display. Das noch fehlende Modul im unteren linken Arbeitsbereich ist mit den Playbackmastern ausgestattet, und bietet neben zehn jetzt motorisierten 80-mm-Fadern mit jeweils vier dazugehörigen Tastern (2 × Soft, 2 × Klick) weitere zehn Flashbuttons mit LCD-Display, fünf „Fast Keys“, eine weitere Master-Go-Sektion, Grandmaster und die Page Up/Down Auswahl. Der Clou an dieser modularen Bauweise besteht in der völlig neuen Art von Flexibilität, die sich der Anwender dadurch zu Nutze machen kann. Zum einen besteht die Möglichkeit, die Arbeitsoberfläche der Konsole durch die Neupositionierung von Modulen nahezu beliebig umzukonfigurieren, was vielleicht nicht nur für Linkshänder interessant sein könnte.
Zum anderen können Module problemlos gegen andere getauscht oder um weitere ergänzt werden, wenn z. B. schon im Vorfeld klar ist, dass mehr Fader benötigt werden, aber ein Bildschirm ausreichen würde. Diese zusätzlichen Module sind gesondert und in zwei Varianten erhältlich, wobei interne Module ausschließlich in der Konsole, und externe Module als Wing-Board betrieben werden können. An der vorderen Seite des Arbeitsbereichs befinden sich des Weiteren noch jeweils an der linken und der rechten Seite neben ein USB-3.0 Port und eine dreipolige female XLR-Buchse zum Anschluss weiterer optionaler Pultleuchten.
Konnektivität und Innenleben
Selbst auf der Rückseite der Konsole findet die sorgfältige Auswahl der Komponenten eine Fortsetzung. Die notwendige Spannungsversorgung von 100 – 240 V bei 50 / 60 Hz (max. 2 A bei 230 V) wird z. B. über eine verriegelbare Powercon-Verbindung gewährleistet, und auch die weiteren Anschlüsse sind größtenteils als verriegelbare XLR-Buchsen ausgeführt. Insgesamt stehen die Anschlussmöglichkeiten für 4 × DMX Out, DMX In, 2 × Wing, Mic In, Line In L/R, Line Out L/R, MIDI In/Out/Thru, SMPTE In/Out, VITC In/Out (BNC), Art-Net, MaxNet, 6 × USB 2.0- und 2 × Display-Port mit einer maximalen Auflösung von 1920 × 1080 Bildpunkten zur Verfügung. Im Inneren der M6 treibt ein Intel Core i7 Quad-Core Prozessor die auf einem Windows 7 Embedded-System basierende Software an, was den Bootvorgang der Konsole laut Hersteller unter 45 Sekunden hält. Gestützt wird das System durch das Zusammenspiel von einem mit 16 GB wirklich großzügig bemessenen Arbeitsspeicher und einer Solid-State-Festplatte mit einer Kapazität von 64 GB. Des Weiteren bietet die Windows 7 Embedded-Basis der M6 den Vorteil, dass optionale Bluetooth-Interfaces zur drahtlosen Anbindung einer externen Tastatur verwaltet werden können. Und für den letzten Feinschliff in Punkto Modifikation wurde das Gehäuse an diversen Stellen mit Gewinden in Standard-Fotozubehör-Größe versehen, um mit Hilfe von optionalem Zubehör z. B. externe Monitore, Getränkehalter oder Ähnliches haltbar zu machen.
Upgrade von Universen
In der Grundkonfiguration wird die M6 mit vier freigeschalteten DMX Universen ausgeliefert. Die Anzahl der verwaltbaren Universen liegt bei maximal 64, also bei knapp 33.000 DMX-Kreisen. Die evtl. mehr benötigte Kanalanzahl kann durch den Erwerb von Universen-Paketen in den Variationen +8, +16, +32 oder +60 DMX-Universen erweitert werden. Zwar generiert die M6 die Anzahl der legitimierten Universen komplett intern und gibt je nach erworbenem Paket die entsprechende Anzahl über ArtNet aus, jedoch wird nicht zuletzt für die benötigten Anschlüsse ein externes Gerät benötigt, welches das Art-Net Signal wiederum auf das DMX512-Protokoll umrechnet. Auf diese Weise lässt sich der vergleichsweise moderate Anschaffungspreis der Basisversion erklären, da nicht schon im Vorfeld für die maximale Performance gezahlt werden muss, die in der Form vielleicht gar nicht benötigt wird und auch im Nachhinein immer noch aufgestockt werden kann. Das Upgrade erfolgt in diesem Falle nicht ausschließlich über einen hardwareseitigen Dongle, sondern wird in Form einer Datei auf den Chip der Konsole geschrieben. Das hat den Vorteil, dass bei Verlust des Hardware-Dongles lediglich die Hardware ersetzt und die Lizenz softwareseitig erneut freigeschaltet werden muss, was den Erwerb einer neuen Lizenz hinfällig und gleichzeitig den alten Hardware Dongle unbrauchbar macht. Dies spart dem Anwender im eh schon ungünstigen Falle des Verlustes eine Menge Ärger und im Zweifel wahrscheinlich genau so viel Geld.
Altlasten und MSD-Bonus
Nicht zuletzt macht sich der dänische Hersteller auch Gedanken um die „Leichen in den Kellern“ der anderen und bietet allen Besitzern alter Maxxyz-Systeme für eine bestimme Zeit den Umstieg auf eine M6- Konsole zu speziellen Konditionen an. Des Weiteren beinhaltet der Erwerb einer M6 eine einjährige volle Gold-Lizenz für den Martin Show Designer.
Und für den letzten Feinschliff in Punkto Modifikation wurde das Gehäuse an diversen Stellen mit Gewinden in Standard-Foto-Zubehör-Größe versehen, um mit Hilfe von optionalem Zubehör z. B. externe Monitore, Getränkehalter, Tastaturen oder Ähnliches haltbar zu machen
Kompatibilität des M6
Neben der Fähigkeit, die auszuspielenden Daten auch über bis zu 64 Universen über Art-Net zu generieren, hat sich beim Thema „Networking“ auch beim internen Max-Net einiges getan. So offeriert die Stabilität des internen Protokolls nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass die Konsolen der M-Serie einschließlich deren Show-Files untereinander vollkommen kompatibel sind, jetztmehr denn je Fulltracking-Backup-Systeme im Verbund mehrerer Maschinen. Auch das intuitive User-Interface, welches sich bereits bei den vorangegangenen Konsolen der M-Serie etabliert hat, kann insbesondere bei der M6 nun zur freien Entfaltung beitragen. Intuitive Vorangehensweise führt nicht zuletzt durch die klare Struktur wie angepriesen schnell zum gewünschten Ergebnis, und die ebenso vielfältige Anpassbarkeit der Softwareoberfläche weist auch hier die Kreativität des Anwenders nur in wenige Schranken. Hinzu kommen die mannigfaltigen Konfigurationsmöglichkeiten, die sich aus der modularen Bauweise und den großzügig ausgelegten frei belegbaren Bedienelementen ergeben und die M6 damit zu einer waschechten „Custom-Konsole“ machen.
Fazit zum Martin M6
Neben der völlig neuen modularen Bauweise zeigt die M6 auch in ihrer Gesamtheit klare Züge von Voraussicht; und auch wenn noch nicht alle zukünftigen Funktionen bis ins letzte Detail zu Ende gedacht sein sollten, wurde allein durch die großzügige technische Ausstattung und das innovative Design das Fundament für kommende Anwendungen gegossen. Headroom ist in jedem Fall noch mehr als ausreichend vorhanden. Auch im Bezug auf den Geldbeutel ist die M6 wie auch schon die anderen Konsolen der M-Serie eine echte Ansage. Hier spielt besonders die Philosophie eine Rolle, dass lediglich die benötigte Mehrleistung auch entsprechend mehr kostet. Auch das entsprechend optional erhältliche Zubehör lässt in Punkto Flexibilität kaum Wünsche offen, auch wenn sich vielleicht nicht jede Verleihfirma ein solches Teilesortiment ins Regal legen wird. Die Konsole wird mit den beiden fest eingebauten Pultleuchten, einem Powercon-Stecker, Dustcover, Recovery-USB-Stick und Flightcase ausgeliefert.
Wie schon angemerkt hat Martin seinen Konsolen-Programm an Elation veräußert. Beim amerikanischen Unternehmen laufen die Lichtpulte zukünftig unter dem Brand Obsidian. www.obsidiancontrol.com