Die Nexo iD 24 und der Sub iD S110 sind superkompakte Lautsprecher für Touring und Installation, die auf maximale Anpassungsfähigkeit in der Beschallung getrimmt wurden – mechanisch und akustisch.
Der Lautsprecher sollte kompakt sein, er sollte leistungsfähig sein und er sollte sich einfach und flexibel an allen möglichen und unmöglichen Positionen aufstellen, aufhängen oder sonst wie befestigen lassen. Das sind die drei wichtigen Aspekte bei kleinen Universallautsprechern. Nicht immer kann auf die akustischen Eigenschaften des Lautsprechers Rücksicht genommen werden, so dass die Anpassungsfähigkeit in umgekehrter Richtung – also vom Lautsprecher – gefragt ist. Der Bedarf nach kompakten und leistungsfähigen Lautsprechern besteht bei nahezu allen Beschallungsaufgaben.
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Beginnend bei der Mini-PA für kleine Bühnen, als Fill-Systeme an der Vorderkante oder Seite großer Bühnen, unter Balkonen, als Monitore auf der Bühne oder als Surroundsysteme in einer der vielen gerade sehr aktuellen Varianten. So sahen auch die Anforderungen vor der Entwicklung der Nexo ID-Serie aus, wie uns Francois Deffarges, Leiter der Abteilung Engineering Support im Hause Nexo, bei seinem Besuch im Messlabor der Redaktion erklärte. Hilfreich ist zudem für das R&D der Entwicklungsfortschritt bei den Chassisherstellern speziell für kleine Tieftontreiber und Breitbänder, die in ihren Spezifikation in den letzten Jahren signifikant zugelegt haben und damit die Kategorie der Kompaktboxen noch interessanter machen.
Zentrum der so entstandenen neuen ID-Serie ist das schmale Topteil ID24. Ergänzend dazu gibt es die Subwoofer S110 und S210, letzterer ist exakt eine doppelte S110, sowie entsprechendes Amping und Controller aus der Nexo-Produktpalette. Also eigentlich nur ein Topteil und ein Subwoofer? Richtig, aber das Topteil ID24 gibt es nochmals in drei Grundvarianten, als Touring-, als Install- und als „A la Carte“-Version, wo der Anwender zwischen verschiedenen Farb-, Montageund Anschlussoptionen wählen kann. Hinzu kommen vier Hornvarianten mit 120 × 40, 90 × 40, 60 × 60 und 120 × 60 Öffnungswinkel, die zudem alle auch noch drehbar sind.
Mechanisch und akustisch maximal anpassungsfähig
Das Gehäuse der ID24 misst 132 × 309 × 233 mm (H × B × T) und kann quer liegend oder hochkant stehend betrieben werden. Der gewünschte Abstrahlwinkel des Horns lässt sich mit einem Handgriff am Drehknopf auf der Rückseite der Box in die gewünschte Position bringen und somit an die jeweilige Nutzung anpassen. Treiber und Horn sind eine verschraubte Einheit mit kreisrundem Querschnitt, die mit dem rückwärtigen Drehknopf verbunden sind. Der Knopf rastet in den Alternativen wie 120 × 40 und 40 × 120 ein. Das Horn steht dann sicher in dieser Position. Betrachtet man das Gehäuse quer liegend, dann sind V-förmig links und rechts vom Horn die beiden kleinen 4″-Tieftöner angeordnet. Die Packungsdichte ist sehr hoch und nur mit baulich kompakten Neodymchassis so zu realisieren. Die Tieftonchassis und auch der kleine Kompressionstreiber mit 1″-Spule und einer 1/2″- Austrittsöffnung wurden beide von einem renommierten Hersteller in Zusammenarbeit mit Nexo entwickelt.
Die Gehäuse der ID24 bestehen aus zwei Kunststoffschalen, die auf der Rückwand und den Seitenflächen und in Teilbereichen auch oben und unten mit Metallplatten belegt sind, die alle tragenden Funktionen übernehmen. In der Touring- Variante gibt es zur Montage der ID24 an der Box sechs „Quick Rigging Points“, einen Nexo-spezifischem Schnellverschluss. Ein Truss-Clamp-Adapter kann dort z. B. mit einem Handgriff für die Aufhängung quer oder senkrecht hängend angebracht werden. Für den Betrieb als Frontfill auf der Bühnenkante gibt es einen kleinen Standfuß mit einstellbarem Winkel, der an den beiden Quick Rigging Points auf der Rückseite eingesetzt wird. Die einfache Aufstellung auf einem Stativ für den senkrecht stehenden Betrieb gelingt mit Hilfe einer Stativhülse, die in ein M10-Gewinde am Boden des Gehäuses eingeschraubt wird. Der elektrische Anschluss erfolgt wie üblich über eine NL4-Speakon-Buchse mit Link-Buchse. Soll die ID24 als Mini-Bühnenmonitor eingesetzt werden, dann kann die Box dank ihrer Gehäuseform in senkrecht stehender Position auch als Wedge aufgestellt werden.
In der Installationsversion gibt es statt der Quick Rigging Points M6-Gewinde auf allen Flächen und ein festes Anschlusskabel. Neben der Standardfarbe schwarz gibt es die Touring- und Installationsmodelle aus der Serie auch in weiß. In der Installationsausführung erfüllt die ID24 die Anforderungen nach IP54, den Schutz vor eindringendem Wasser und Staub betreffend. Eine spezielle EN54-zertifizierte Version befindet sich in Vorbereitung. In der „A la Carte“-Version kann der Käufer alle Optionen in beliebiger Kombination auswählen und bei Bedarf auch die Farbe aus dem RAL-Katalog frei bestimmen.
Kompakte Abmessungen und trotzdem leistungsfähig?
Mit einer 2 × 4″ Bestückung als Tieftöner und einem 1/2″- Hochtontreiber ist es gelungen, die ID24 in eine äußerst kompakte Form zu bringen. Da kommt unweigerlich die Frage auf: Wie leistungsfähig ist so ein kleiner Lautsprecher? Beginnen wir mit der elektrischen Seite. Die ID24 ist nach dem bekannten Konzept eines passiven Filters mit ausschließlicher Frequenzweichenfunktion und aktiver Entzerrung für die Box als Ganzes im zugehörigen Controller aufgebaut. Abb. 1 zeigt die zugehörigen Impedanzkurven mit einem typischen Verlauf für ein 2-Wege-Bassreflexsystem.
Die Abstimmfrequenz des Bassreflexgehäuses liegt bei 114 Hz. Bei 2 kHz erfolgt der Übergang auf den Hochtöner. Wäre die Box passiv entzerrt, dann würde die Impedanz hier kräftig ansteigen, da der deutlich lautere Hochtöner dann über einen Vorwiderstand im Pegel abgesenkt würde. Definiert ist die ID24 als 16-Ohm-System, was mit einem Impedanzminimum von 10,3 Ohm streng betrachtet nicht ganz eingehalten wird.
Das Konzept der passiven Trennung mit aktiver Entzerrung wird in den Frequenzgängen der ID24 noch deutlicher. Die beiden Tieftöner liegen in ihrer Sensitivity bei ca. 90 dB 1 W / 1 m und steigen bis 2 kHz auf knappe 100 dB an. Danach kommt der Hochtöner, der als Kompressionstreiber mit Horn deutlich höher liegt und die Kurve bis auf 110 dB ansteigen lässt. Genau umgekehrt verhält es sich mit den Belastbarkeiten. Diese beträgt für die Tieftöner jeweils 100 W im AES-2-Stunden Test und 10 W für den Hochtöner. Man könnte jetzt den Hochtöner mit einem Widerstandsteiler an den Tieftöner anpassen oder, wie hier, den Verlauf im Ganzen im Controller kompensieren. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Die Box kann so ohne Controller natürlich nicht benutzt werden, was auf der anderen Seite aber auch sicherstellt, dass sie immer mit Controller – und damit im korrekten und sicheren Zustand – genutzt wird.
Bild: Anselm Goertz
Bild: Anselm Goertz
Der Verzicht auf die passive Entzerrung bietet zudem den Vorteil, dass in der Box durch die passiven Teiler nicht unnötig elektrische Leistung in Wärme umgesetzt werden muss. Das so auch schon lange in der PS-Serie von Nexo (und bei vielen anderen Herstellern) bewährte Verfahren der passiven Trennung mit aktiver Entzerrung bietet einen guten Kompromiss zwischen sicherem Controller-Betrieb und dem dafür erforderlichen Aufwand bei den Verstärkern und bei der Verkabelung. Schaut man sich die Kurven in Abb. 2 an, dann fällt die Angabe einer mittleren Sensitivity schwer. Das Datenblatt gibt 100 dB 1 W / 1 m an, die ebenso richtig wie falsch sind.
Bild: Anselm Goertz
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Bild: Anselm Goertz
Bild: Anselm Goertz
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Man könnte die 100 dB als „dB-Mittelwert über der logarithmischen Frequenzachse“ interpretieren, was dann rechnerisch zwar richtig, aber wenig aussagekräftig ist. Zusammen mit einer Belastbarkeit von 200 W könnte der Wert suggerieren, dass die ID24 breitbandig Pegelwerte von 123 dB erreicht, die zu hoch gegriffen sind. Betrachtet man die Tieftöner separat mit 90 dB Sensitivity und 200 W Belastbarkeit, dann kommt man auf 113 dB und für den Hochtöner mit knappen 110 dB und 10 W auf 120 dB, womit man der Realität schon näherkommt: Ähnliche Werte wurden dann auch in unserer Maximalpegelmessung erzielt.
System-Endstufe und Controller
Für den Betrieb der ID-Serie bietet man bei Nexo zwei Möglichkeiten an: Da wäre zum einen der DTD Controller, wie er auch für die PS-Serie eingesetzt wird, oder die Controller Amps der NXAMP-Baureihe. Der DTD verfügt über zwei Eingänge und drei Ausgänge und kann somit ein Stereo-Set mit Mono-Subwoofer betreiben. Das Ausgangssignal der Endstufe wird beim DTD durch den Controller zu den Lautsprechern geführt. Auf der Rückseite befinden sich zwei Speakon-Buchsen für die Zuspielung des Signals von der Endstufe. Zwei weitere Speakon-Buchsen auf der Frontseite dienen dann als Anschlüsse für die Lautsprecher.
Bild: Anselm Goertz
Bild: Anselm Goertz
Dabei geht es jedoch nicht nur um ein praktisches Anschlussfeld auf der Vorderseite, sondern auch um den Abgriff eines Sense-Signals vom Ausgang der Endstufe. Der Controller ist somit ständig über den Zustand, die Verstärkung und auch ein mögliches Clipping der Endstufen im Bilde. Falls eine Endstufe mal ausgetauscht werden muss oder mit sehr vielen parallel geschalteten Lautsprechern stark belastet wird, braucht sich der Anwender um die Anpassung der Parameter im Controller keine Gedanken zu machen. Man kann somit bei weiterhin freier Wahl der Endstufe trotzdem die Vorzüge eines Controller- Amps nutzen, wo der Controller immer über den Zustand der Endstufe gut informiert ist. Das zum Test mitgelieferte Demo-Rack war neben dem DTD Controller mit einer Nexo DTD 4×1.3 Vierkanalendstufe ausgerüstet.
Den 1-HE-Verstärker gibt es bei Nexo in den Ausführungen mit 4 × 700 W und 4 × 1,3 kW jeweils an 4 Ohm. Empfohlen werden die Endstufen für die Nexo ID- und PS-Serie. Der DTD Controller arbeitet mit der kleinen, aber pragmatischen und effektiven Dory-Software zusammen: Dory bietet ihm Input Patching, 8-fach parametrische Eingangs-EQs sowie Delays und Kompressoren für jeden Ausgang an. Dory läuft über USB auf Windows, OS X und Android. Der DTD Controller enthält die Setups für die frühere und aktuelle PS Serie, die GEO M6- und die ID Serie incl. der Bässe. Geht es um eine größere Anzahl Lautsprecher, dann bietet sich auch der vierkanalige Nexo NXAMP4X1 aus der Kooperation mit Yamaha an. Der Verstärker liefert 4 × 1,3 kW auch an 2 Ohm und ist mit einem DSP-System ausgestattet. Audionetzwerkkarten für Ethersound oder Dante können optional integriert werden.
Abb. 3 zeigt die Filterfunktionen des DTD Controllers für die ID24 mit den vier Horntypen im Fullrange-Modus. Die Hochpassfilterung liegt dann laut Einstellung bei 95 Hz. Alternativ gibt es noch den Subwoofer-Modus, der eine Trennung bei 120 Hz vornimmt. Der Anwender kann zwischen beiden Einstellungen (WB oder XO) mit einem einfachen Schalter auf der Front des Controllers die Auswahl treffen. Zusätzlich kann über zwei Potis der Pegel für die Subs und Tops im Bereich von ±6 dB angepasst werden. Eine dritte Schalterposition in der Stellung „User“ erlaubt den Zugriff über die Software Nexo Dory über eine USB-Schnittstelle. Als praktisches Feature kann die USB-Schnittstelle auch zur Zuspielung eines Audiosignals genutzt werden. Neben den analogen Eingängen gibt es am DTD auch noch einen AES/EBU-Eingang und ein optionales Dante-Ultimo-Interface. Letzteres dürfte vor allem bei größeren Installationen, mobil oder fest, ein wichtiges Thema sein. Wie sich die ID24 mit Controller darstellt, zeigt Abb. 4 für den Fullrange-Modus. Über alles betrachtet stellt sich der Frequenzgang als leichte „Badewanne“ mit ca. 3 dB Anhebung in den Höhen und Tiefen dar. Gerade bei kleineren Lautsprechern kann man damit der Box etwas mehr Volumen geben. Der nutzbare Frequenzbereich erstreckt sich von knapp unterhalb 100 Hz bis ca. 20 kHz. Für ein Fill- System oder für einen kleinen Bühnenmonitor ist das ideal. Möchte man die ID24 als Mini-PA nutzen, dann bedarf es je nach Art der Darbietung natürlich der Unterstützung durch einen Subwoofer.
Die Welligkeit in der Feinstruktur der Frequenzgänge sollte eher unkritisch sein. Schmale Spitzen und Einbrüche im Verlauf könnten mit Hilfe eines Digitalcontrollers zwar leicht korrigiert werden, wobei man sich jedoch fragen sollte, wo diese überhaupt auftreten. Treten die Welligkeiten nur in einer bestimmten Messrichtung auf, dann könnte eine Korrektur auch zur reinen Laborkosmetik werden, die über alles betrachtet sogar eine Verschlechterung bewirken könnte. Basiert die Filtereinstellung z. B. auf einer Mittelung über einen bestimmten Winkelbereich um die Mittelachse, dann kann es gut sein, dass der exakt auf Achse gemessene Verlauf nicht unbedingt perfekt ausgeglichen ist.
Unterstützung durch Subwoofer
Für die schon mehrfach angesprochene Unterstützung durch einen Subwoofer bieten sich der S110 und der S210 aus der ID Serie an. Der S110 ist mit einem Low Profile Gehäuse konstruiert. Der 10″-Treiber befindet sich in einem Zweikammer- Bandpassgehäuse mit nur 285 mm Bauhöhe bei 550 mm Tiefe und 525 mm Breite. Die Öffnungen der beiden Bandpasskammern liegen links und rechts außen auf der Front. Der Treiber selber befindet sich im Innern und ist nicht sichtbar und damit auch bestens geschützt. Als Modell S210 gibt es die Box in doppelter Breite (1050 mm) mit zwei 10″-Treibern und 2 Ohm anstatt 4 Ohm Nennimpedanz. Da beide Treiber in der S210 intern parallel angeschlossen sind, ist ein 2 Ohm stabiler Verstärker zwingend erforderlich. Der DTD Amp schließt sich damit leider aus und man muss auf das größere NXAMP-Modell zurückgreifen.
Die Impedanzkurven der beiden Subwoofer aus Abb. 6 lassen Abstimmfrequenzen der Bandpassresonatoren bei 46 und 92 Hz erkennen. Die Impedanzminima sind mit 4,7 und 2,5 Ohm in beiden Fällen gutmütig und voll normgerecht für 2 bzw. 4 Ohm Nennimpedanz Systeme.
Im Datenblatt wird der Frequenzgang mit 43 bis 130 Hz angegeben. Beide Werte lassen sich so auch in Abb. 7 wieder finden. Die Sensitivity der Kurven in Abb. 7 bezieht sich auf eine Spannung von 2 V und eine Entfernung von 1 m unter Vollraumbedingungen. Umgerechnet auf 1 W / 1 m bleibt die Kurve für den 4 Ohm S110 erhalten, für den 2 Ohm S210 wären 3 dB abzuziehen. Würde man es ganz genau nehmen, dann wäre die S110 mit einem Impedanzminimum von 4,7 Ohm ein nominelles 5,9 Ohm System womit die 1 W / 1 m Sensitivity gegenüber der 2V/1m Messung um 1,7 dB ansteigen würde. Bezieht man das dann noch auf einen Halbraum anstatt auf einen Vollraum, dann kommen noch mal 6 dB dazu und, siehe da, die 97 dB aus dem Datenblatt passen plötzlich doch wieder. Für einen Subwoofer, der typischer Weise auf dem Boden steht, ist der auch im Datenblatt angemerkt sein.
Bild: Anselm Goertz
Bild: Anselm Goertz
Bild: Anselm Goertz
Bild: Anselm Goertz
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Die Sensitivity des S210 steigt bezogen auf 1 W / 1 m durch die akustische Kopplung und durch die Erhöhung des Strahlungswiderstandes um weitere 3 dB. Bleibt man bei der konstanten Klemmenspannung für die Sensitivity, dann verdoppelt sich auch noch die Leistung und der S210 gewinnt 6 dB gegenüber dem S110. Bandpassgehäuse bieten grundsätzlich zwei Vorteile. Das ist zum einen der sichere Einbau des Treibers im Innern der Box und, eine günstige Abstimmung vorausgesetzt, ermöglicht das Bandpassgehäuse einen Zugewinn an Sensitivity und Maximalpegel im angestrebten Übertragungsbereich. Oberhalb einer bestimmten Frequenz, deren halbe Wellenlänge in die Gehäusekammern passt, können jedoch ausgeprägte Resonanzen entstehen.
Spätestens hier, besser noch deutlich unterhalb, sollte der angestrebte Arbeitbereich des Bandpasses dann zu Ende sein. Für die beiden ID-Serie-Subwoofer beginnen dank der kompakten Abmessungen die ersten Resonanzen bei ca. 300 Hz, sodass eine hinreichend frühe Trennung möglich ist.
Zusammenspiel
Betreibt man die ID24 im Fullrange-Modus (WB = Wideband), dann wird ein Hochpassfilter bei 95 Hz gesetzt. Zusammen mit einem Subwoofer im XO-Modus (= X-over), setzt das Filter bei 120 Hz ein. Abb. 8 zeigt die zugehörigen Controller-Funktionen, ebenso wie die Filterfunktion für den Subwoofer.
Nimmt man die Lautsprecher-Frequenzgänge dazu, dann ergibt sich ein Bild entsprechend Abb. 9. Die Summenfunktion weist im Übergangsbereich eine kleine Senke auf, da zusätzlich zum elektrischen Filter das Topteil selber schon ein deutliches Hochpassverhalten zeigt und sich so die beiden Kurven nicht mehr ganz perfekt ergänzen. Die zugehörigen Phasengänge verhalten sich unkritisch. Die Kurven verlaufen weiträumig um die Trennfrequenz deckungsgleich, so dass es zu keiner Auslöschung kommt. In diesem Fall trifft das für eine Aufstellung mit gleicher Distanz des Hörers zum Topteil und zum Subwoofer zu. Abhängig von der Aufstellung können hier natürlich Abweichungen auftreten, die dann bei Bedarf durch Delay-Einstellungen entsprechend zu kompensieren sind.
Mit einem Handgriff: Flexible Directivity
Die Directivity eines Lautsprechers ist eine seiner wichtigsten Eigenschaften. Die genaue Ausrichtung der Schallabstrahlung auf die Zuhörer ist eine der Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Beschallung. Strahlt der Lautsprecher zu eng ab, dann werden die Randbereiche des Publikums vor allem mit den wichtigen höherfrequenten Anteilen schlecht versorgt. Strahlt der Lautsprecher zu breit ab, da wird der Nachhall eines umgebenden Raumes unnötig stark angeregt oder es kommt zu ungewollten Reflexionen an schallharten Wand- oder Deckenflächen. Die Directivity eines Lautsprechers lässt sich daher auch nicht einfach mit gut oder schlecht bewerten, sondern eher entsprechend der Anwendung als passend oder unpassend. Die Bewertung mit gut oder schlecht käme dann im zweiten Schritt bei der Beurteilung der Gleichmäßigkeit ins Spiel. Das Abstrahlverhalten sollte über einen möglichst weiten Frequenzbereich konstant sein. Der Directivity kommt auch deshalb eine besonders große Bedeutung zu, da sie sich mit einigen Ausnahmen meist gar nicht oder nur in engen Grenzen verändern lässt. Die Auswahl der Lautsprecher sollte daher von vorne herein passend erfolgen.
Zur Charakterisierung der Directivity werden in der Regel der horizontale und der vertikale Öffnungswinkel angegeben. Abhängig vom Lautsprecher werden diese Werte ab einer bestimmten Frequenz aufwärts erreicht. Große Lautsprecher sind hier meist im Vorteil und erreichen ihre Nennwerte schon für tiefere Frequenzen.
Flexibilität steht für die ID24 in allen Belangen weit vorne, so auch die Directivity betreffend. Der grundsätzliche Aufbau mit den beiden 4″-Treibern bedingt naturgemäß durch die Ausdehnung der Strahlerfläche eine verstärkte Bündelung in der Ebene, wo die beiden Membranen liegen. Da die Begriffe „vertikale“ und „horizontale“ Ebene für einen Lautsprecher wie die ID24 nicht immer ganz eindeutig sind, beziehen wir uns hier durchgängig auf die senkrecht stehende Position der Box entsprechend der Abbildung. Für den Frequenzbereich bis ca. 2 kHz lässt sich das Abstrahlverhalten somit einfach durch die Positionierung der Box senkrecht oder quer beeinflussen. Darüber hinaus bestimmt das Horn das Verhalten der Box. Mit vier verschiedenen Varianten von 60 × 60, 90 × 40, 120 × 40 und 120 × 60 gibt es für die ID24 schon eine große Auswahl. Zusätzlich besteht die Möglichkeit das Horn zu drehen, so dass man immer den gewünschten Wert erreicht, egal ob die Box nun quer oder senkrecht hängt oder steht. Wie man aus der Erfahrung weiß, wird ein Horn aber nur dann auch wirklich gedreht, wenn es einfach möglich ist. Daher hat man diese Funktion bei Nexo maximal optimiert. Es wird kein Werkzeug benötigt, es muss kein Gitter abgenommen werden, nicht einmal ein Schraubverschluss ist zu lockern. Es reicht ein einfacher Dreh am Drehknopf auf der Rückseite des Gehäuses und schon ist das Horn in der gewünschten Position.
Bild: Anselm Goertz
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Bild: Anselm Goertz
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Bild: Anselm Goertz
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Berücksichtigt man die Möglichkeit der Drehung mit, dann kommen wir für die ID24 in der Summe auf sieben Varianten der Directivity. Diese alle zu bewerten würde bedeuten, 14 Isobarengrafiken abzubilden und zu diskutieren. Das würde den Umfang dieses Berichtes übermäßig strapazieren, so dass wir uns auf insgesamt vier Isobarengrafiken beschränken wollen.
Die meist bestellten und genutzten Varianten der ID24 sind die 120 × 40 und 90 × 40. Die Grafiken 11/12 zeigen dazu die horizontalen und vertikalen Isobaren. Für die horizontale 120 × 40-Grad-Grafik steht die Box senkrecht mit den beiden Tieftönern übereinander und das Horn strahlt mit 120° in der horizontalen Ebene. Der einzelne Tieftöner strahlt hier aufgrund seiner kleinen Membran bis 1,2 kHz mit ±90° und mehr ab. Von dort an setzt eine leicht zunehmende Bündelung ein, die bis 4 kHz erkennbar bleibt. Das Horn kommt zwar ab 2 kHz schon ins Spiel, kann aber erst ab 4 kHz die Abstrahlung mit seinen ±60° dominieren. Alles in allem werden die 120° damit gut erfüllt. Sehr ähnlich, nur mit finalen 90°, verhält es sich mit der 90 × 40 Version in der horizontalen Ebene.
In der Vertikalen (Abb. 13) wirkt sich die deutlich größere Ausdehnung des Strahlers aus, wo dann die beiden Tieftöner schon ab 1 kHz aufwärts auf ca. 90° bündeln. Im weiteren Verlauf schnüren sich die Isobaren dann noch bis auf ca. 60° ein. Darüber hinaus kommt das Horn mit seinen 40° ins Spiel. Diese werden allerdings bedingt durch die kleinen Abmessungen des Horns erst ab 4 kHz aufwärts wirklich erreicht. Entsprechend entsteht oberhalb von 2 kHz noch einmal eine kleine Ausbuchtung in den Isobaren. Für die 90 × 40 Version unterscheiden sich die vertikalen Isobaren nur unwesentlich von denen der 120 × 40. Auf die Abbildung wird daher verzichtet. Interessant ist jedoch die Frage, wie verhält sich die Box, wenn die 120 × 40 quer liegend benötigt werden, wie es z. B. der Fall sein könnte, wenn die Box als Frontfill quer auf der Bühnenkante liegt und dabei möglichst breit abstrahlen soll (Abb. 14). Für die jetzt nebeneinanderliegenden Tieftöner ist das die bündelnde Ebene und für das Horn dann die breit strahlende, womit man ansatzweise einen Widerspruch erzeugt. Die zugehörigen Isobaren fallen dazu jedoch viel gleichmäßiger aus, als man es vielleicht zuerst erwarten würde. Zwischen 1 kHz und 20 kHz schwanken die −6 dB Isobaren gerade einmal zwischen ±40 und ±60 Grad. Über alles betrachtet zeigt sich die ID24 an dieser Stelle als echtes Universalgenie bei dem auch die eher extremen Einstellungen noch zu sinnvollen Ergebnissen führen und keine faulen Kompromisse sind.
Sensitivity und Maximalpegel
Bei kompakten Lautsprechern wie der ID24 stellt sich schnell die Frage, was geht und welche Pegel man erwarten kann. Die zugehörigen Datenblätter geben dazu meist nur eine eher unscharfe Auskunft. Eine gerne praktizierte Messmethode ist es, ein Pinknoise-Signal mit 6 dB Crestfaktor bei maximaler Aussteuerung bis zur Clipgrenze der Elektronik auf den Lautsprecher zu geben und dann mit einem Pegelmesser in der Peakhold-Funktion eine Zeit lang zu messen. Der Grad der Verzerrungen kann bei dieser Art der Messung natürlich nicht berücksichtigt werden. Der so erreichte Messwert ist daher eher ein Anhaltspunkt welcher maximale Spitzenpegel möglich ist.
Wir praktizieren in unserem Messlabor zwei Messverfahren für die Bestimmung des Maximalpegels. Zum einen die bekannte Maximalpegelmessung mit 185 ms langen Sinusbursts als Anregungssignal. Ein Sinusburst hinreichender Länge erlaubt die direkte Auswertung der harmonischen Verzerrungen. Für den Messablauf wird ein Verzerrungsgrenzwert z. B. von 10% festgelegt und ganz nach Bedarf auch noch ein Grenzwert für die maximale Leistung oder Eingangsspannung am Messobjekt. In Schritten von 1/12 Oktave läuft der Messalgorithmus jetzt von der tiefsten zur höchsten zu messenden Frequenz durch. Für jeden Frequenzschritt beginnt die Messung mit einem geringen Startwert und steigert den Pegel so lange, bis der Verzerrungsgrenzwert oder auch ein anderes Abbruchkriterium erreicht ist.
Als Ergebnis entsteht eine Kurve über der Frequenz die zeigt, welchen Pegel ein Lautsprecher mit diesen Sinusbursts bei höchsten x % Klirrfaktor zu erreichen in der Lage ist. Mit dieser Art Messung lassen sich sehr gut schwache Bereich entdecken oder auch die Leistungsfähigkeit der einzelnen Wege zueinander einschätzen. Für die ID24 verläuft die Kurve für höchstens 10% Verzerrungen ab ca. 150 Hz aufwärts schön gleichmäßig im Umfeld der 110 dB Linie und etwas darüber. Sobald der Hochtöner mit ins Spiel kommt, steigen die Werte noch um 6-8 dB an und erreichen fast die 120 dB Marke. Setzt man diese Maximalpegelkurve in Relation zur Sensitivity und der Belastbarkeit, dann werden die Zusammenhänge schnell deutlich.
Geht man von einer maximalen Leistung von 200 W aus, dann verschiebt das die Sensitivity Kurve um 23 dB nach oben. Vergleicht man diese rechnerischen Maximalwerte mit der gemessenen Kurve, dann sind diese stellenweise fast deckungsgleich. Dort, wo der gemessen Wert zurückfällt, wurde schon vorher das Verzerrungslimit erreicht oder ein Limiter hat eingegriffen und keine weitere Steigerung zugelassen. Sehr deutlich wird das beim Hochtöner, der mit einer Belastbarkeit von 10 W zum einen durch den Limiter geschützt werden muss und zusätzlich als Kompressionstreiber mit Horn auch relativ viele Verzerrungsanteile erzeugt. Dank der sehr viel höheren Sensitivity passen die Maximalpegelwerte dann aber doch wieder zu denen der Tieftöner, was ein insgesamt ausgeglichenes Bild ergibt. Der S110 Subwoofer fügt sich ebenfalls gut ein und setzt mit noch 6 dB Reserve die Kurve bis knapp unter 50 Hz fort. Ein S110 wäre somit auch für zwei oder vier ID24 noch eine hinreichende Ergänzung.
Für den alltäglichen Betrieb mit einem Musik- oder Sprachsignal ist es jedoch manchmal schwierig aus dieser Art der Messung direkte Rückschlüsse auf die erreichbaren Pegelwerte zu ziehen, da bei Signalen mit Crestfaktoren von 10 bis 20 dB immer der Spitzenwert der limitierende Faktor ist und nicht der Mittelwert der Leistung. Für die Praxis aussagekräftiger ist daher die Messung mit einem Multitonsignal. Die Basis des Anregungssignals besteht aus 60 Sinussignalen mit Zufallsphase, deren spektrale Gewichtung beliebig eingestellt werden kann. Für die nachfolgenden Messungen wurde eine Gewichtung entsprechend eines mittleren Musiksignals (grüne Kurve) gewählt. Der Crestfaktor des so synthetisierten Messsignals, der das Verhältnis vom Spitzenwert zum Effektivwert beschreibt, liegt bei praxisgerechten 12 dB. Im Unterschied zur Anfangs erwähnten Messung mit einem Pinknoise Signal erlaubt diese Messmethode auch eine Auswertung der Verzerrungsanteile im Messsignal.
Um den Verzerrungsanteil zu bestimmen werden alle Spektrallinien aufaddiert, die nicht im Anregungssignal vorhanden sind, d.h. die als harmonische Verzerrungen oder auch als Intermodulationsverzerrungen hinzugekommen sind. Wichtig ist es dabei zu beachten, die Frequenzen des Anregungssignals so zu generieren, dass sie nicht mit den harmonischen Verzerrungsanteilen zusammenfallen, da sie sonst nicht mehr ausgewertet werden könnten. Bei dieser Art der Messung wird der Pegel so lange erhöht, bis der Gesamtverzerrungsanteil einen bestimmten Grenzwert erreicht, der hier auch bei 10% festgelegt wurde. Unter diesen Bedingungen erreichte die ID24 im Fullrange-Modus für ein typisches Musikspektrum nach EIA-426B bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld unter Vollraumbedingungen einen Spitzenpegel von 119 dB. Der Mittlungspegel lag bei 107 dB. Zusammen mit dem Subwoofer S110 ist noch eine Steigerung um 3 dB möglich. Der Verzerrungsanteil bei dieser Messung betrug −25 dB entsprechend 5,6%. Eine weitere Steigerung des Pegels war nicht möglich, auch nicht auf Kosten des Verzerrungsanteiles, da der Limiter hier strickt abregelte um eine Überlastung der Komponenten zu verhindern. Jetzt kommt die Frage, was würde mit der ID24 in der Praxis gehen. Nehmen wir z. B. einen 10 × 10 m Dancefloor für einen DJ. In jeder Ecke steht eine ID24 mit S110 Subwoofer. Steht man genau in der Mitte, dann ist man 7 m von den Lautsprechern entfernt. Das entspricht gegenüber 1 m für den Direktschall einem Pegelabfall von 17 dB. Jeder einzelne Lautsprecher erreicht somit noch 93 dB als Mittlungspegel. Geht man von einer nicht kohärenten Addition der Schallanteile aus, dann machen vier Lautsprecher +6 dB. Mit geschätzten weiteren 3 dB Zugewinn durch den Diffusfeldanteil im Raum, sind wir dann bei linear bewerteten 102 dB. A-bewertet verliert man für das Spektrum nach EIA-426B wieder ca. 3 dB, womit sich ein Mittlungspegel von 99 dBA ergibt und somit ein durchaus akzeptabler Wert für dieser Art der Anwendung.
Hörtest
Der Hörtest fand wie so oft im reflexionsarmen Raum statt, der ein weitgehend neutrales Umfeld bietet. Auch wenn der Raum nicht unbedingt praxisgerecht ist: Er eignet sich durch sein neutrales Verhalten gut für Hörvergleiche gerade bei zeitlich größeren Abständen. Aufgebaut und gehört wurde ein Stereo-Set mit zwei ID24 und zwei S110 Subwoofern zusammen mit dem DTD Controller und der vierkanaligen DTD 4×1.3 Endstufe. Beschreiben könnte man den Höreindruck wohl am besten mit „tonal sehr ausgewogen mit guter Tendenz zur Hi-Fi-Charakteristik“. Die oberen Mitten und Höhen werden gut aufgelöst, Stimmen werden klar wiedergegeben, ohne dabei auch nur im Geringsten zur Schärfe zu neigen. Im Stereo-Set gelingt die Ortung einzelner Quellen bestens. Steigert man den Pegel bis an die Grenzen des Systems, dann sind es zuerst die kleinen 4″-Tieftöner in den Topteilen, die ihr Limit erreichen.
Fazit
„Mit der ID Serie bringt der französische Hersteller Nexo ein neues kompaktes PA-System auf den Markt, das …“ So oder ähnlich beginnt ein Fazit zum Lautsprechertest in der Regel. Nicht so für das Nexo ID: Hier ist vieles anders als man es erwartet und eigentlich nichts so wie man es schon immer gemacht hat. Francois Deffarges erklärt dazu, das ID System wäre in der Entwicklung „consultant driven“. Hat man die ID24 vor sich und schaut sich die Details an, dann wird klar: Hier wurde von Grund auf neu angefangen, ohne feste Vorgaben oder Vorstellung. Der wichtigste Leitfaden für die Entwicklung waren die Wünsche der Kunden im Touring- und Installations- Business. Das Ergebnis ist eine extrem flexibel einsetzbare und kompakte Box mit vielen neuen Features, die die Bezeichnung innovativ auch tatsächlich verdienen. Beginnend bei der ungewöhnlichen Bestückung mit 4″-Tieftönern und einem 1/2″-Hochtontreiber, dem zweischaligen Kunststoffgehäuse, das stehend, hängend liegend oder als Monitor immer eine gute schlanke Figur abgibt, über das wenige, aber umfassende Zubehör und die entsprechenden Vorrichtungen an der Box bis hin zum unübertroffen leicht drehbarem Hochtonhorn, alles an dieser Box ist gefällig und elegant gelöst. Die guten Messwerte und der Höreindruck ergänzen, wie nicht anders erwartet, das Bild. Ein abschließender Blick auf die Preise zeigt, dass ein innovatives Produkt eines großen Markenherstellers nicht zwangsläufig auch ebensolche Preise nach sich ziehen muss.