Interview mit Dr. Uve Samuels, Exponential Innovation Institute
Die Entertainment-Welt und die KI: First Mover oder Last Mover?
von Martina Courth,
KI im Entertainment-Bereich? Das geht noch ehrgeiziger, meint Dr. Uve Samuels vom Exponential Innovation Institute. Im Interview spricht er über Avatare, die Rolle von KI bei Veranstaltungen, Future Skills und variable Berufsbilder.
(Bild: Shutterstock/thinkhubstudio)
Dr. Uve Samuels, CEO & Founder des Exponential Innovation Institute, hat mit seinem Team die Regeln für exponentielles Wachstum in Europa erforscht und in der Praxis erprobt. Das Institut unterstützt Unternehmen bei ihrer Transformation für die Märkte von morgen. Im Interview beleuchtet Samuels die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) im Entertainment-Sektor und zeigt Potenziale auf. Zählt die Branche zu den First Movern – oder hinkt sie hinterher?
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Wie sehen Sie den aktuellen Stand der KI in der Entertainment-Branche?
Dr. Uve Samuels: Generell stehen wir beim Einsatz von KI am Anfang. Wir erleben die ersten Durchbrüche, wie ganze Industrien sich verändern. Da gibt es Vorreiter, sogenannte „First Mover“ und die „Last Mover“. Wir rennen bei der Digitalisierung anderen Nationen hinterher. Bei KI ist der Rückstand noch mal ein Stück größer. Das Thema kommt aber langsam bei uns an und wir nehmen Fahrt auf. Das ist gut. Wir können aber ehrgeiziger und optimistischer werden.
Welche konkreten Anwendungsfälle von KI in der Entertainment-Branche halten Sie für besonders revolutionär?
Samuels: Da gibt es viele spannende Beispiele. Wenn ich hier eins rausgreifen darf, dann Avatare. Wir können die individuelle und persönliche Ansprache ganzer Zielgruppen auf ein völlig neues Level heben.
In welchen Bereichen der Entertainment-Branche sehen Sie das größte Wachstumspotenzial für KI?
Samuels: Die Eventbranche kann zum Treiber für den Einsatz von KI werden. Es geht um Erlebnisse und Vernetzung. Ich frage mich, warum das niemand in die Hand nimmt. Ich wäre sofort dabei.
(Bild: Lichtliebe Volksdorf ma)
Dr. Uve Samuels live auf der LEaT con
Das Potential von KI für die Entertainment-Branche beleuchtet Dr. Uve Samuels auch live auf der LEaT con 2023 in Hamburg. Inspiration pur verspricht sein Vortrag am 17. Oktober von 11 bis 11:30 h auf der Main Stage.
Gibt es Beispiele für KI-getriebene Projekte oder Technologien, die Sie besonders beeindruckend finden?
Samuels: Die Automatisierung von personalisierten Sales-Prozessen, die Generierung von Musik und Bildern, das KI-gestützte Community Management bei Großevents im E-Sport. Da passiert so unglaublich Schönes.
Wie können KI-Technologien dazu beitragen, das Nutzererlebnis im Entertainment-Bereich zu personalisieren?
Samuels: Da kann die Entertainment-Branche ganz viel vom Kino-Management lernen. Dort werden die Media-Leistungen auf Basis von KI konzeptioniert und organisiert.
Glauben Sie, dass KI jemals in der Lage sein wird, menschliche Kreativität im Entertainment-Bereich vollständig zu ersetzen oder zu übertreffen?
Samuels: Die menschliche Kreativität ist unsere „Human Superpower“ gegenüber der KI. Seit ich mich intensiv mit der Entwicklung von KI-Geschäftsmodellen beschäftige, investiere ich gleichzeitig noch mehr Zeit für die Entwicklung meiner eigenen Kreativität. Dazu gibt es super Tools, die man in seinen Tagesablauf einbauen kann. Leider wird das Thema in der Schule, der Berufsbildung und in der Hochschule sträflich vernachlässigt. Das macht mir Sorgen. Wir sollten hier echt aufpassen, sonst wird der Abstand kürzer statt größer.
Welche neuen Berufsbilder oder -chancen könnten durch die Integration von KI in der Entertainment-Branche entstehen?
Samuels: Heute sprechen wir viel von Future Skills. Das sind die Kernkompetenzen für das 21. Jahrhundert. Dazu gehören Kreativität, Kollaboration, Datenkompetenz, kritisches Denken, u.v.m. … Auf der Basis entstehen gerade Hunderte von neuen Berufen. Ich habe meinen Start in mein eigenes Berufsleben mit der Entwicklung neuer Berufe begonnen. Ich habe an der Fachkraft für Veranstaltungstechnik, dem Medienkaufmann A.V. Medien, dem Mediengestalter Digital und Print sowie den IT-Berufen mitgewirkt. Heute brauchen wir das Mindset, dass sich jeder seinen eigenen Beruf kreieren kann, aber auch muss. Es ist so schön und spannend. Darauf kann sich die Jugend freuen. Wir müssen sie aber mit einer anderen Haltung darauf vorbereiten. Da ist unsere Bildung gefordert.