Mit der VIS-CDC-30S-NDI aus dem Hause Vissonic schauen wir uns eine schlanke PTZ-Kamera an, die ihren Einsatz abseits des Broadcasts findet.
(Bild: Lukas J. Herbers)
Im Rahmen unseres PTZ-Specials (Ausgabe 3-2021), in dem wir einen umfassenden Grundlagenartikel sowie eine Marktübersicht zu PTZ-Kameras verfassten, testeten wir auch einige PTZ-Kameras auf ihre grundlegenden Funktionen und Besonderheiten. Hier nun im kurzen Hands- On-Check: Die VIS-CDC-30S-NDI aus dem Hause Vissonic.
Mit 142 mm Breite und 169 mm Tiefe bei, je nach Neigung, maximalen 189 mm Höhe, zählt die VIS-CDC-30S-NDI zu den eher schlankeren PTZ-Kameras. Ihr Gewicht beläuft sich dabei auf 1,41 kg. Zur Montage verfügt die Kamera über ein 1⁄4″-Gewinde in der Bodenplatte, außerdem gehören Montageplatten zur Festinstallation an Wand oder Decke zum Lieferumfang. Der Schwenkbereich liegt bei horizontalen 170° in beide Richtungen und 90° nach oben bzw. 30° nach unten. Die Kamerabewegungen laufen flüssig und präzise ab, jedoch sind die Motoren beim Verfahren deutlich hörbar.
Wie die meisten gängigen PTZ-Kameras verfügt die VIS- CDC-30S-NDI über einen HDMI- und einen 3G-SDI-Anschluss über die jeweils bis zu 1080p60 parallel ausgegeben werden können. Ergänzend ist IP-Streaming (2× RTMP/S, RTSP, SRT) und eine Abnahme über das NDI|HX-Protokoll möglich. An Streaming-Codecs besteht die Auswahl zwischen H.264, H.265 und MJPEG. Wird über alle drei Ausgänge parallel ein Bild ausgegeben, kann entweder über HDMI und SDI nur 1080p30 ausgegeben werden und per IP 1080p60 oder aber andersherum. Außerdem verfügt die Kamera über einen (wohl zu vernachlässigenden) Composite-Ausgang mit einer Auflösung von 576i/480i. Zur Steuerung sind neben dem RJ45 Port außerdem RS232 und RS485 Ports verbaut. Die Kamera ist PoE 802.3af-fähig und kann somit über ein einzelnes Ethernet Kabel mit Energie versorgt und gesteuert werden sowie Bild ausgeben. Der weiterhin verbaute USB 2.0 Anschluss ist bis dato noch ohne Funktion.
In der VIS-CDC-30S-NDI verbaut sind ein 4,3-129 mm Tamron-Objektiv mit 30-fachem Zoomfaktor bei einer Blende von F1.8-2.8 und einem horizontalen Blickwinkel von 60,7° im Weitwinkel bis 2,28° im Tele sowie ein 1/2.8“ Panasonic Bildsensor. Die Bildqualität ist im Großen und Ganzen solide, jedoch fällt in den extremen Brennweiten die Verzeichnung an den Bildrändern deutlich ins Auge. Gelegentlich hat die Kamera außerdem mit chromatischer Aberration zu kämpfen. Der Autofokus arbeitet dafür auch unter ungünstigen Lichtbedingungen zuverlässig ohne unnötiges Pumpen und liefert ein scharfes Bild. Der Fokuspunkt lässt sich dabei auf das Bildzentrum oder aber den unteren oder oberen Bildausschnitt legen. Eine volle manuelle Steuerung ist natürlich ebenfalls möglich.
Zur Einbindung eines externen Audiosignals in den NDI|HX oder RTSP-Stream verfügt die Kamera über einen 3,5mm Line-in Input über den AAC oder G711A Audio mit Bitraten von 96k bis 256k gestreamt werden können. Die Audiokonfiguration inklusive der Lautstärke wird über das Browserinterface der Kamera vorgenommen. Eine Einbindung des Audiosignals in das HDMI- oder SDI-Signal ist nicht möglich.
Die Kamera kann über die gängigen Protokolle, allen voran NDI und VISCA aber auch PELCO-D/P, gesteuert werden. Über das Browserinterface lassen sich, anders als bei manchen Mitbewerbern, auch die dafür verwendeten Ports definieren, um die Kamera mit der Steuerung zu verbinden. Über das eigene Browserinterface lassen sich die PTZ-Funktionen sowie die grundlegenden Systemeinstellungen zwar konfigurieren und mittels Live-Bild nachverfolgen, auf umfangreichere Optionen für beispielsweise den Weißabgleich muss man dort jedoch verzichten. Diese wichtige Funktion ist ebenso wie etwa die manuelle Blende nur über das OSD- Menü und die beiliegende Fernbedienung aufrufbar.
Alles in allem bekommt man mit der VIS-CDC-30S-NDI für 2.799 Euro Listenpreis brutto eine solide PTZ-Kamera, die sich preislich und qualitativ im gängigen Mittelfeld positioniert. Wer die Abstriche bei der Bedienung sowie der chromatischen Aberration in Kauf nehmen kann, bekommt eine sehr kompakte Kamera mit hohem Zoomfaktor und ansonsten stabiler Bildleistung. Durch die vielseitigen Protokollmöglichkeiten im IP-Streaming und parallel nutzbare Videoausgänge lässt sie sich nach Belieben in Projekte einbinden. Dank des geringen Formfaktors lässt sie sich außerdem leicht in Setbauten oder anderweitig beengtem Raum unterbringen, sofern die Motorgeräusche nicht stören.