Mit der neuen Serie SLX-D ersetzt Shure das analoge Mittelklasse-Drahtlossystem SLX und komplettiert das hauseigene Digitalangebot, das 2012 mit der ULX-D-Reihe ins Leben gerufen wurde. Das „D“ in der Produktbezeichnung steht für „digital“, wobei das SLX-D System im bewährten UHF- Bereich betrieben wird. Zur Wahl stehen Varianten für die Frequenzsegmente G59 (470-514 MHz), H56 (518-562 MHz), J53 (562-606 MHz), K59 (606-650 MHz), L56 (650-694 MHz) sowie S50 (anmeldefreie Unterbänder 823-832 MHz in der Mittenlücke und 863-865 MHz im ISM-Band). Die Schaltbandbreite beläuft sich bei SLX-D auf 44 MHz (bis zu 32 Kanäle); zwölf Kanäle lassen sich in einem DVB-T-Kanal mit 8 MHz Bandbreite unterbringen.
Das Shure SLX-D arbeitet mit einer Wortbreite von 24 Bit bei einer Abtastrate von 48 kHz, der Frequenzumfang erstreckt sich weitgehend linear von 20 Hz bis 20 kHz (+1/-2 dB). Den Dynamikumfang der digitalen Audiosignalübertragung beziffert der Hersteller mit typischerweise 120 dB (@1% THD, A-bewertet), Rauschen war bei korrekter Pegelung in unserem Testaufbau nicht auszumachen.
Bei analogen Funksystemen wird die Eingangsverstärkung an den Sendern meist mithilfe eines kleinen Potis eingestellt – das digitale SLX-D hingegen setzt auf einen zweistufigen Vorverstärkungsprozess, der bei Shure „Gain Ranging“ genannt wird. Ein Limiter beugt Übersteuerungen vor. Im Empfänger lässt sich über den Parameter „Gain“ der Pegel in 1-dB-Schritten feinfühlig anpassen; ein digitales Level-Meter hilft bei der optimalen Einstellung. Bei Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger können Distanzen bis zu 100 Meter überbrückt werden, sofern die Sendeleistung auf 10 Milliwatt eingestellt ist; alternativ steht bei SLX-D eine Sendeleistung von 1 Milliwatt zur Wahl.
Die Bedienung am Receiver ist selbsterklärend: Das Menü ist sinnvoll strukturiert, und ein großes LC-Display sorgt in Kombination mit einem Endlosdrehgeber für Übersicht und einfache Eingabemöglichkeiten. Setups aus mehreren Geräten lassen sich mit dem „Guided Frequency Setup“ problemlos einrichten – halbwegs erfahrene Tontechniker*innen müssen hier noch nicht einmal einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen. Die Vernetzung der Units erfolgt zeitgemäß über LAN-Kabel; per Local Area Network können unter Einsatz des Shure Update Utility (SUU) auch Firmware-Updates eingespielt werden. Mit einem externen Switch lassen sich Systemverbünde aus mehr als zwei Geräten konfigurieren.
Die RJ45-Schnittstelle lässt sich auch für eine IP-basierte Fernsteuerung nutzen, die beispielsweise in Festinstallationen mit Mediensteuerungen (Crestron/AMX etc.) sinnvoll sein kann – man könnte sich über den Remote-Zugriff hinaus auch Parameter wie beispielsweise den aktuellen Ladezustand der Batterien/Akkus abgesetzt auf einem Touchpanel anzeigen lassen.
Sowohl der Hand- als auch der Taschensender lassen sich mit zwei AA-Batterien oder dem Shure Lithium-Ionen-Akku SB903 betreiben. Letzterer kann beim Ladevorgang im Sender verbleiben, sofern die Shure-Doppel-Ladestation SBC203 verwendet wird; die Energie-Erfrischung ist hier ohne lästiges Aus- und Anschalten möglich. Die verbleibende Betriebszeit wird auf den Displays der Sender numerisch in Stunden und Minuten angezeigt, was fraglos besser gefällt als kryptische Balkengrafiken.
Der Doppelempfänger SLXD4D ist erwartungsgemäß im 19″-Format (1 HE) ausgeführt, während die einkanalige Variante SLXD4 die halbe Rackbreite beansprucht (19″-Adapter im Lieferumfang enthalten). Hier wie dort steckt die Elektronik in robusten Metallgehäusen. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil, das per sicher verschraubbarem Hohlstecker anzuschließen ist. Audiosignale lassen sich über einen XLR-Output (Mic- oder Line-Level) sowie einen symmetrisch belegten Klinkenausgang (Line-Level) ausgeben; digitale Audioschnittstellen gehören bei der SLX-D Serie ebenso nicht zur Ausstattung wie ein frontseitiger Kopfhöreranschluss. Beim Doppelempfänger sind die BNC-Antennenanschlüsse der beiden Units zusammengefasst, so dass zwei (mitgelieferte) Antennen für beide Kanäle ausreichen. Zusammengefasst sind beim SLXD4D auch Ethernet-Port und Netzteilanschluss.
Die Frontseiten der Empfänger sind übersichtlich strukturiert: Zur Ausstattung zählen ein Endlosdrehgeber mit Push-Funktion, zwei Taster sowie ein auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen sowie aus schrägen Blickwinkeln gut ablesbares LC-Display. Über eine Infrarotschnittstelle können die Sender synchronisiert und Firmware-Updates überspielt werden. Der An/Aus-Schalter befindet sich erfreulicherweise auf der Empfänger-Frontseite, was man speziell nach einem Einbau zu schätzen weiß.
Im Display sind alle relevanten Informationen dargestellt, und Anwender werden sogar darauf hingewiesen, wenn nach der Einrichtung neuer Frequenzen ein Sync der Sender erforderlich ist. Letzterer ist blitzschnell bewerkstelligt, indem man die IR-Diode des Senders vor das Gegenstück des Empfängers hält und die Sync-Taste betätigt. Die Möglichkeit zu einer Benennung einzelner Übertragungskanäle erleichtert die Übersicht in vielkanaligen Setups. In den „Advanced Settings“ lässt sich das System mit mehreren Lock-Modi vor einer unerwünschten Parameterverstellung sichern. Ein nettes Feature ist die Help-Funktion, die einen QR-Code im Display anzeigt, der mit einem Smartphone gescannt werden kann.
Der Handsender SLXD2 ist aus Aluminium gefertigt und hinterlässt einen robusten Eindruck. Unterhalb des Displays befinden sich am Schaft zwei Taster sowie ein versenkt montierter An-/Aus-Schalter. Sowohl der Power-Schalter als auch der Zugriff auf das Menü können auf Wunsch gesperrt werden. Eine Konfiguration als Mute-Schalter (mit weiterhin aktivem HF-Signal) wie bei der ULX-D Serie ist nicht vorgesehen. Der Mikrofonkopf lässt sich problemlos abschrauben und durch ein gewünschtes Modell aus der reichhaltigen Shure-Produktpalette ersetzen. Das Batteriefach ist gut erreichbar und sollte auch bei hektischen Wechseln keine Probleme bereiten.
Der 89 g leichte SLXD1 Taschensender gefällt mit runden Formen (ABS-Kunststoffgehäuse) und einer geringen Höhe, was bei der Anbringung an Kostümen vorteilhaft sein kann. Ein Display ziert die Front, die Funktionstaster und die Infrarot-LED befinden sich seitlich am Sender. Am Kopfende ist der On-/Off-Switch samt Status-LED zu finden. Der Deckel des Batteriefachs ist „unverlierbar“ am Gehäuse befestigt.
Der Audioanschluss ist als TA4F-Stecker ausgeführt, was die Verwendung gängiger Shure (Lavalier-)Mikrofonen/ Headsets begünstigt; Instrumentalisten mit Neigung zum Vergessen von Adapterkabeln hätten möglicherweise eine Ausführung als Klinkenbuchse bevorzugt. Ein Lemo-Anschluss war bei Shure in der Mittelklasse-Serie offenkundig nicht der Connector-Typus der Wahl. Die Antenne ist fest am Gehäuse des Taschensenders angebracht.
Im Rahmen der SLX-D Serie sind Sets mit allem für den Betrieb erforderlichen Zubehör erhältlich – sogar an Extras wie einer Mikrofonklemme und Schrauben für die Rackmontage hat der Hersteller nicht gespart.
Wer die mitgelieferten AA-Batterien verbraucht hat, kann statt dem Kauf neuer Zellen über die Anschaffung von Akkus nachdenken, welche bei langfristiger Betrachtung nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch die Betriebskosten senken. Die zum System passenden Lithium-Ionen-Akkus SB903 verfügen neben Plus- und Minus-Pol über eine drei-adrige Kontaktleiste, die ein Auslesen der aktuellen Akkuwerte ermöglicht. Mit einem vollständig aufgeladenen Akku wird eine Betriebszeit von rund acht Stunden erreicht. Im Single-Ladegerät SBC10-903 werden leere Akkus in rund fünfeinhalb Stunden komplett geladen (2:30 h beim Zweifach-Ladegerät SBC203), nach drei Stunden (1:15 h beim SBC203) ist ein Wert von 50 Prozent erreicht.
Die mit einem USB-C-Netzteil (auch mit Powerbank oder Laptop) zu betreibenden Ladegeräte sind in Ausführungen mit einem oder zwei Slots verfügbar; LEDs (rot blinkend/ grün) signalisieren den Ladezustand. Die Zweifach-Ladestation SBC203 akzeptiert Akkus, aber Hand- und/oder Taschensender lassen sich auch direkt in die Schale einsetzen und über deren fünfsegmentige Kontaktflächen laden. Handelsübliche AA-Akkus von Drittherstellern wer-den mangels Kommunikationsverbindung in den Shure-Ladegeräten nicht mit frischer Energie versorgt.
In der Shure-Produktpalette ist das neue SLX-D zwischen GLX-D und QLX-D angeordnet; darüber sind im drahtlosen Digitalangebot ULX-D und Axient Digital einsortiert. Eine Netzwerkanbindung an die Wireless Workbench (WWB) ist bei SLX-D nicht möglich, allerdings lässt sich das beliebte Shure-Programm zur Berechnung geeigneter Übertragungsfrequenzen heranziehen, welche anschließend manuell am Receiver SLX-D einzustellen sind.
Die Audioausgänge sind bei SLX-D ausschließlich analog ausgeführt; digitale Schnittstellen wie AES/EBU und S/PDIF oder Netzwerk-Verbindungen für Dante sind nicht vorhanden. SLX-D arbeitet mit FSK („Frequency Shift Key“, Frequenzumtastung), während QLX-D und ULX-D mit PSK („Phase Shift Keying“, Phasenumtastung) ausgestattet sind. QLX-D besitzt die Möglichkeit zu einer Verschlüsselung der Funkübertragung, und auch die Latenz fällt etwas geringer aus – bei SLX-D beläuft sich die Verzögerung von Eingang zu Ausgang auf 3,2 ms; Musiker sollten somit keine Timing-Beschwerden äußern müssen.
Die Serie QLX-D beinhaltet lediglich einen Single-Receiver, der allerdings kompatibel zur Wireless Workbench ist. Gain-Ranging-Vorverstärkung und Codec dürften bei SLX-D und QLX-D vergleichbar ausgelegt sein. Bei QLX-D beträgt die Schaltbandbreite maximal 72 MHz. Bei ULX-D lassen sich im High-Density- Modus mehr als 100 Kanäle gleichzeitig betreiben; bei QLXD sind es im dort verfügbaren Standard-Density-Mode knapp über 60 Kanäle. Bei ULX-D kann die Sender-Ausgangsleistung zwischen 1, 10 und 20 Milliwatt umgeschaltet werden.
Von der im baden-württembergischen Eppingen ansässigen Shure Distribution GmbH wurde an die Redaktion ein nagelneuer Flightcase geliefert, der einen SLXD4D, einen SLXD4, einen Splitter UA845WBD nebst Stabantennen, passende Hand- und Taschensender sowie ein Ladegerät SBC203 mit zwei Akkus SB903 und diverses Zubehör beinhaltete. Aufgrund der aktuellen Gegebenheiten wurde das im H56-Spektrum arbeitende System nicht bei einem Konzert, sondern bei einer Ausstellungseröffnung eingesetzt – und funktionierte in der Praxis tadellos.
In puncto Klang gab es keine negativen Überraschungen: Der Mikrofonkopf RPW112 mit SM58-Kapsel ließ keine Unterschiede zu einem kabelgebundenen Mikrofon des gleichen Typs erkennen, was bei einem Drahtlossystem klar als Pluspunkt zu werten ist. Rauschen war überhaupt kein Thema, Drop-outs traten nicht auf, die Verbindung funktionierte absolut stabil. Auch unerfahrene Redner*innen kamen nach einer kurzen Einweisung („Bitte vor den Mund halten, nicht vor den Bauch!“) bestens mit dem gut in der Hand liegenden Mikrofon zurecht. Das Gewicht des mit einem Akku betriebenen SLXD2 wurde von keinem Anwender bemängelt; der Autor freute sich über ein komfortables „Alles in einer Kiste“-Setup mit entsprechend schnellem Auf- und Abbau.
Das neue Shure SLX-D funktioniert praxisgerecht, ist einfach zu handhaben, klingt gut, ist für unterschiedliche Anwendergruppen geeignet, kann in Festinstallationen wie in mobilen Anwendungen eingesetzt werden, präsentiert sich ausbaufähig und verspricht Zukunftssicherheit. Das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt, auch im Vergleich zu Wettbewerberprodukten: Der Doppelempfänger ist mit 718,50 € angegeben, der Einzelempfänger SLXD mit 360,50 €, der Handsender SKXD2 mit 226,10 €, der Taschensender SLXD1 mit 217,60 €. Ein Set aus Einzelempfänger SLXD4, Taschensender SLXD1 und DuraPlex DL4 Lavaliermikrofon liegt bei 848,70 €, für Einzelempfänger SLXD4 und Handsender Beta58 fallen im Set 637,80 € an – jeweils plus MwSt.