Anfang August 2020 setze Groh-P.A. den 35. Hamburger Bandcontest des Stadtmagazins Oxmox um – als Streaming aus der eigenen Probenhalle heraus. Geschäftsführer Jan „Groh“ Grohmann-Falke über die Umsetzung des Events und den Einsatz der neuen Yamaha-Pulte Rivage PM3 und PM5, aber auch über die Initiative Streammax und die Chancen des Streamings.
Seit 35 Jahren findet der Hamburger Bandcontest des Stadtmagazins Oxmox als Live-Event statt. Aufgrund der Corona-Pandemie war man 2020 jedoch gezwungen, umzudenken. Zu Beginn der Pandemie gründete der Technikdienstleister Groh-P.A. Veranstaltungstechnik in Zusammenarbeit mit Buchholz Connect das gemeinsame Label „Streammax“, unter welchem der 35. Hamburger Bandcontest am ersten Augustwochenende 2020 produziert und live ausgestrahlt wurde. „Zunächst wollten wir Künstlern eine virtuelle Bühne bieten, um in der Krise sichtbar zu bleiben und eine Gage zu erwirtschaften“, so Jan Grohmann-Falke. „Mittlerweile suche ich aktiv nach Veranstaltungen unserer Kunden, die ohne unser Streamingangebot ersatzlos ausfallen würden. Ein völlig falsches Signal in Zeiten, wo man nach vorne schauen muss. Das fand auch Klaus Schuz, Verleger des Oxmox. Daraus entstand der erste virtuelle Bandcontest.“
An vier Tagen wurden hierbei fast 30 Bands live per Vimeo über das hauseigene Portal Streammax an das Publikum übertragen, das dort bis Mitte September ihr Voting für das Finale abgeben und die Auftritte per Video on Demand abrufen kann. Neben den eigentlichen Streams der Auftritte konnte sich das Publikum auch per Zoom-Konferenz einklinken und nach dem Act mit den Bands im Interview kommunizieren. Unterstützt wurden Groh P.A. Veranstaltungstechnik e.K. aus Buchholz in der Nordheide und Buchholz Connect von Yamaha und Shure.
„Um an vier Tagen fast 30 Bands für den Bandcontest sicher durchzuschleusen, brauchen wir natürlich ein komplettes Hygienekonzept,“ erklärt Jan „Groh“ Grohmann-Falke. Nach Ankunft an der Probenhalle wurden die Bands in jeweils einzelne Séparées geleitet, wo sie sich vorbereiten und auf den Auftritt warten konnten. Nach 20 Minuten Spielzeit verließen sie die Bühne auf der gegenüberliegenden Seite, wurden für ein Interview samt Zoom-Konferenz in den Backstagebereich begleitet und verließen danach das Gebäude. So war sichergestellt, dass zwischen den einzelnen Bands kein Kontakt bestand und alle Künstler eigene Laufwege hatten. Darüber hinaus wurde außerdem der Umgang mit der Crew auf ein Minimum beschränkt, den Künstlern eigene Sanitäranlagen zugewiesen und abseits der Bühne eine Maskenpflicht umgesetzt.
Verantwortlich für die Medieninhalte und den Stream selbst war Alexander Kühl, der mit seinem Unternehmen Buchholz Connect gemeinsam mit Groh P.A. das Konzept Streammax ins Leben gerufen hat. Er blickt auf eine steile Lernkurve in den letzten Monaten zurück: „Angefangen haben wir Ende April ganz klassisch mit Bildmischer und Streaming über eine Capture Card und Open Broadcast System (OBS).“ Da habe man dann aber auch mit den typischen Problemen wie Verbindungsabbrüchen, Delays oder auch mal überhitzten Computern zu kämpfen gehabt, weshalb kontinuierlich am Setup gefeilt wurde.
Mittlerweile besteht das Setup der Studiohalle aus zwei JVC GYHM850E auf rollbaren Podesten, je einer JVC GYHM250E an einem Kamerakran sowie im Backstagebereich für die Interviews mit den Bands und einer Panasonic AWHE40 Domecam. „Die Tally-Lichter für unsere Kameras hatten leider Lieferschwierigkeiten,“ erklärt Kai Peters in der Bildregie. „Deshalb mussten wir uns dafür intern eine eigene Lösung bauen, die wir dann per Raspberry Pi im Videonetzwerk eingebunden haben.“
Gemischt wird das Bild mittels Stream Deck über ein Blackmagic Design ATEM Television Studio HD und dann per Kiloview HD 3GSDI NDI Videoencoder (E1/NDI) ins Netz gebracht. „Den Encoder haben wir angeschafft, um die Macs als Fehlerquelle aus der Kette ausgliedern zu können,“ erklärt Alexander.
Als Dienstleister für den Stream entschied man sich für Vimeo: „Wir wollten Plattformen wie Youtube oder Facebook wegen Problemen mit den Rechten aber auch der Qualität meiden. Außerdem können wir bei Vimeo die Streams in unser eigenes Streammax-Portal einbinden.“ Für die Pausen zwischen den Auftritten und Interviews des Bandcontests nutzte Alexander Kühl weiterhin OBS, um die Auftritte mitzuschneiden. Noch während des Auftritts konnte er mittels vorbereitetem Premiere-Pro-File daraus ein kurzes Best-of des Auftritts schneiden und über QLab in den Stream ausspielen. QLab wurde außerdem genutzt, um über einen Ausgang die Screens auf der Bühne zu bespielen und weitere Grafiken und Bauchbinden für den Stream bereitzustellen. Sowohl während der Show als auch in den danach stattfindenden Interviews mit der Oxmox stand den Zuschauern außerdem die Option offen, über eine Zoom-Konferenz mit den Künstlern zu interagieren. Sämtliche digitale Audiosignale der Videoregie sowie die Moderation wurden an der Tonregie vorbei direkt über ein Yamaha QL1 gemischt und in den Stream eingespeist.
„Wir haben hier die erste Produktion in Europa, auf der unsere neuen Pulte Rivage PM3 und PM5 zum Einsatz kommen,“ erklärt Arthur Koll, Key Account Manager bei Yamaha. „Der Bandcontest ist natürlich ein ideales Setup, um die neuen Pulte auch gleich vorzustellen.“ Denn neben dem abendlichen Programm des Oxmox Bandwettbewerbs nutzte Groh P.A. Distribution den Rahmen der Veranstaltung, um als Vertriebspartner von Yamaha und Shure einen digitalen Open Event Day zu veranstalten und über die Neuheiten der beiden Partner zu informieren.
Während die Kollegen der Firma Shure per Remote Stream ihr Wissen teilten und über einen Live-Chat zur Verfügung standen, bestand für Yamaha-Interessierte die Möglichkeit, auch vor Ort vorbeizuschauen. Die Online-Seminare von Shure wurden eigens für die Veranstaltung produziert und bleiben wie das gesamte Programm weiterhin online abrufbar (siehe Kasten). Neben Themen wie der Einführung in die Mikrofontechnik oder in das InEar-Monitoring wurde im Rahmen der Online-Seminare auch ein weiteres Mal das neue Drahtlossystem SLXD von Shure vorgestellt, welches Anfang August 2020 als digitaler Nachfolger des analogen SLX-Systems Premiere hatte. Laut Hersteller verspricht das System dank seiner zuverlässigen Signalstabilität, der Group-Scan-Funktion sowie der größeren Kanalanzahl eine umfangreiche und sichere Abdeckung – insbesondere in anspruchsvollen HF-Umgebungen.
Tipp: Das SLXD-Drahtlossystem von Shure stellen wir euch in der PRODUCTION PARTNER 10-2020 im umfangreichen Praxistest vor.
„Die Idee eines virtuellen Tages der offenen Tür entstand so spontan wie die meisten Konzepte zu Corona-Zeiten. Nach Rücksprache mit Yamaha und Shure konnten wir diese als Partner gewinnen. Dafür möchten wir uns nochmal ausdrücklich bedanken. Ich glaube, ich konnte die Kollegen Arthur Koll, Roland Milke und Alex Mann mit meinem Optimismus anstecken,“ so Jan Grohmann-Falke. „Für uns bietet der virtuelle Open Day auch eine gute Gelegenheit, gerade in diesen Zeiten für unsere Kunden und Interessenten präsent zu sein und ihnen die Möglichkeit zu geben, mit uns in Kontakt zu treten,“ ergänzt Alex Mann, Senior Sales & Project Manager bei Shure.
Info: Making-of-Videos und weiterführende Infos
Unter streammax.de/oed gibt es einen Rundgang mit Oliver Voges durch das Audio-Setup des Oxmox-Bandcontests sowie ein Gespräch zwischen ihm, Arthur Kroll von Yamaha und dem Team von Groh P.A. Veranstaltungstechnik zum Thema Livestreaming mit Fokus auf das Audiogewerk. Außerdem können sich Interessierte dort die Aufzeichnungen der Shure-Webinare zu den Themen Mikrofontechnik, Mikrofonierung von Instrumenten und Gesang, In-Ear Monitoring und Drahtlostechnik ansehen.
Neben einem Rivage PM7 als FOH-Pult fand das PM3 (mit Zugriff auf den FOH-DSP) als Monitorpult neben der Bühne Verwendung. Das neue PM5 wurde gleichzeitig genutzt, um die Bands separat und räumlich getrennt für den Stream abzumischen. „Wir haben hier eine sehr luxuriöse Situation, bei fast 30 Bands akustisch unabhängig von der Halle zu sein, damit man etwas besser beurteilen kann, was auf dem Screen passiert,“ erklärt Oliver Voges, der für den Sound im Stream verantwortlich war. „Das ist fast wie im Studio. Dafür haben wir den FOH outgesourced – in einen Büroraum neben der Halle.“ Zur Abhöre des Mix standen zwei Setups aus Neumann KH 310 Nearfills sowie einer klassischeren Anlage mit PA-Charakter zur Verfügung, bestehend aus einem L-Acoustics Syva Sub und zwei X8 an einem LA4X.
Der wichtigste Unterschied zwischen einem Stream und einer Produktion vor Publikum sei es, die veränderten Dynamikbereiche zu kennen, erklärt Voges weiter. Hierfür habe sich der „Spotify-Standard“ etabliert, der sich an 14 dB LUFS nach ITU BS.1770 orientiert. „Alle Signale, die einen Pegel von 14 LUFS übersteigen, werden vom Limiter des Streaming-Anbieters sehr unmusikalisch zurechtgestutzt. Deshalb haben wir einmal sowohl auf dem Instrumenten-Bus als auch dem Vocal-Bus bereits Limiter dafür gesetzt, aber dann auf dem PM7 als Sendepult nochmal einen L2 Limiter von Waves als Plugin laufen.“ Andernfalls könne es passieren, dass das System noch nach dem Sendelimiter negativ beeinflusst wird, ohne dass es in der Regie auffiele.
Für das Rivage PM5 hat Oli Voges nur lobende Worte: „Das PM7 hatte noch einen Encoder-Bereich im oberen Teil, der wurde abgespeckt und ein weiterer Touchscreen verbaut“, schwärmt er beispielsweise. Auf den Festivals der letzten Saison habe man festgestellt, dass die neuen Generationen an Mischern heute lieber am Display arbeiten als für alles Hardwareregler zu haben, erklärt Koll den Schritt in diese Richtung. „Der dritte Screen macht da einen enormen Unterschied, auch wenn der EQ natürlich das Wichtigste bleibt,“ führt Voges weiter aus.
Da man auch bei den neuen Modellen der Rivage-Serie auf externe DSP setze, habe Yamaha laut Koll mit den jetzt insgesamt vier Pulten für jeden Geschmack die richtige Lösung. „Wir arbeiten auch an immer neuen Plugins, weil wir erreichen wollen, dass möglichst keine Sideracks mehr neben den Pulten stehen müssen. Dann kann man sich sein File mitnehmen, den passenden Tisch mieten und damit auf Tour gehen.“
Up to date – auch nach dem Kauf. In der mit den neuen Modellen kommenden Version 4 der Rivage sei beispielsweise das Plugin Eventide SP2016 neu hinzugekommen. „Investition in Yamaha-Equipment bedeutet auch, dass wir immer besser werden und alle Neuerungen auf jedem Pult funktionieren. So kann man sich sicher sein, dass das ShowFile auf jedem Rivage-System weltweit funktioniert“, so Koll über die Vorteile der neuen Produkte. Besonders praktisch für das Setup des Bandcontests sei auch gewesen, dass die Rivage-Pulte die Möglichkeit bieten, die nackten Input-Signale einer Band aufzunehmen und anhand dieser Files dann beim virtuellen Soundcheck in Ruhe das System einrichten zu können.
Für eine reguläre Aufnahme der Auftritte stand dem Team darüber hinaus ein Recorder.1 von Xi Machines zur Verfügung, um bis zu 128 Kanäle in 24 bit/96 kHz erfassen und den Musikern zur Verfügung stellen zu können.
Mittlerweile habe man unter Streammax von Plattdeutsch bis Metal den kompletten Querschnitt der norddeutschen Konzertszene auf der Bühne gehabt. „Es ist wichtig, dass man nicht einfach Molton in die Halle hängt und da eine Top40-Band spielen lässt“, erklärt Groh die Idee des Konzepts. „Wenn ich online begeistern will muss ich mir in Sachen Entertainment etwas einfallen lassen. Für den Contest jetzt haben wir zum Beispiel nicht einfach nur die Auftritte der Bands aneinandergereiht, sondern drum herum auch die Interviews und Einspieler geplant. Wir sehen das Ganze als komplettes Event. Sonst sind die Zuschauer nach 15 Minuten weg, wenn da Leerlauf aufkommt. Und vor allem merkt man bei uns: das ist alles live. Nicht nur der Sound, auch jeder Kameraschnitt. Ich als Tontechniker hätte nie gedacht, dass ich mir mal ein Konzert auf dem Handy anschaue, aber als ich kürzlich im Urlaub unsere Sendung über das „Metalbash“ eingeschaltet habe, um zu sehen ob alles läuft, konnte ich einfach nicht mehr abschalten.“
»Ich als Tontechniker hätte nie gedacht, dass ich mir mal ein Konzert auf dem Handy anschaue.«
Jan „Groh“ Grohmann-Falke | Geschäftsführer Groh-PA
Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, entschied sich Jan „Groh“ Grohmann-Falke für die Flucht nach vorne, als ihm durch die Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Ausfall von Großveranstaltungen jegliche Geschäftsgrundlage entzogen wurde. Gemeinsam mit Buchholz Connect gründete die Groh-P.A. Veranstaltungstechnik das neue Label Streammax.
„Ich habe gleich gesagt: Kurzarbeit, das wollen wir nicht,“ erinnert sich Groh an seine geschäftliche Situation in der Anfangszeit der Corona-Pandemie. „Das kannten wir hier ja auch gar nicht.“ Zwar habe er sie dann doch einführen müssen, aber die Gehälter wurden auf fast 100% aufgestockt und auch die Soforthilfen von Bund und Land beantragt, doch gemessen an den laufenden Kosten seines rund 30köpfigen Betriebs sei das natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. „Mir war aber vor allem wichtig, dass unser Personal nicht trockenläuft. Wir lieben alle unseren Job, daher war die gesamte Mannschaft sofort dabei. Das Engagement der Mitarbeiter ist grandios, ständig werden die Technik und das Bühnendesign angepasst und auf den neuesten Stand gebracht. Besonders für unsere Azubis wäre es ja auch komplett sinnlos, die ganze Zeit zu Hause zu sitzen.“ So entstand die Idee, sich nun Richtung Streaming zu orientieren – und zwar mit starkem regionalem Fokus.
Das Streammax-Konzept nahm konkrete Form an, als absehbar wurde, dass die Kontaktbeschränkungen aus dem Frühjahr ab Anfang Mai so weit zurückgenommen würden, dass man wieder im Team arbeiten durfte. „Zunächst war überhaupt nicht abzusehen, ob das Konzept angenommen wird. Innerhalb kürzester Zeit haben uns die Bands die Bude eingerannt und die Chance genutzt, sichtbar zu bleiben und obendrein noch den Ton- und Bildcontent medial zu nutzen. Im Gegensatz zu Autokonzerten oder anderen Darbietungen unter Auflagen erfreut sich das Streaming in dieser Form noch immer größter Beliebtheit“, so Groh. Mittlerweile über 70 Programmtage von Streammax aus der firmeneigenen Probenhalle haben eine breite Akzeptanz gefunden. Die Aktion wird daher bis mindestens Frühjahr 2021 verlängert.
Neue Investitionen trotz Krise
Als Technikdienstleister hatte man bis zur Krise keinen Fokus auf Streaming in größerem Stil. Für das geplante Konzept musste also Equipment angeschafft werden, während gleichzeitig im gesamten bisherigen Feld die Einkünfte wegbrachen. „Wir haben versucht, die Unterstützung durch den Digitalbonus.Niedersachsen der NBank zu beantragen.“ Über das Programm fördert das Bundesland kleine und mittelständische Unternehmen in ihren Digitalisierungsplänen mit bis zu 10.000 Euro. „Wir haben dort angefragt, ob solche Anschaffungen, wie sie von uns geplant waren, auch darunter fallen würden – und da hieß es nur: ‚Ja, Sie streamen doch!‘
Gerade in der Krise sind Investitionen überlebenswichtig, um eine Transformation zu vollziehen. So haben wir zum Beispiel gerade mit Erfolg in digitale Sprechstellen MXCW von Shure investiert. Es nützt schließlich allen nichts, wenn wir sagen, wie viele Tage wir noch aushalten, bis wir pleite sind. Die Situation ist sehr ernst, aber unser unternehmerisches Denken dürfen wir darüber nicht vergessen.
Den Markt gestalten – und bleiben
„Wir haben von Anfang an gesagt, das Ganze hier darf die Künstler nichts kosten. Also haben wir versucht, für die einzelnen Tage des Bandwettbewerbs Sponsoren aus der Region zu gewinnen. Denn wir als Firma wollen auf keinen Fall Spenden annehmen“, führt Groh das Konzept weiter aus. „Über die Sponsoren kommen wir also an unsere Deckungssumme, Spenden oder Einnahmen aus verkauften Tickets für die Streams gehen dann komplett an die Bands.“
In der momentanen Situation seien die Streams auch der einzige wirkliche Umsatz, den die Firma generiere, so Groh weiter. Davon abgesehen sei das Vorhaben auch die größte Werbemaßnahme der Firmengeschichte. Aber nicht nur das zähle: „Ich sehe bei uns als Unternehmen auch lokal eine Verantwortung, aus der momentanen Situation das Beste zu machen.“ Neben den regelmäßigen Konzerten arbeite man an Kochshows, Talkshows, Theater aber beispielsweise auch bereits den ersten Weihnachtskonzerten der lokalen Musikschule. Ein wichtiger Gedanke in Zeiten der Kontaktbeschränkung sei unter anderem auch gewesen, Kultur in Alters- und Pflegeheime zu bringen – mit einer Art Regionalfernsehen, das auch Nischeninteressen wie platt-deutsche Musik abdecke.
Durch die Sponsorensuche sei man mittlerweile aber auch perfekt mit den Unternehmen der Region vernetzt und bleibe auf dem Markt präsent. „Natürlich werden in Zukunft nicht alle Konzerte als Stream ausgeführt, dennoch werden wir versuchen, die gewonnene Kompetenz in unser Gesamtangebot zu integrieren. Aber dieses Jahr werden wir keine unserer regulären Veranstaltungen mehr machen. Und mit der Erfahrung der letzten Monate planen wir jetzt schon die ersten Hybrid-Events aus Stream-und Livepublikum mit Industriekunden bis ins Frühjahr 2021 hinein. Deshalb ist auch nicht immer wichtig, dass sich das einzelne Streaming-Event finanziell selbst trägt, solange wir Präsenz nach außen hin zeigen, um nach der Krise wieder voll einsatzbereit zu sein.“
Erfolg dank größtmöglichem Aufwand
Hilfreich dabei ist sicherlich Grohs hoher Anspruch an sich und seine Kollegen: „Wir wollten den Stream von Anfang an mit größtmöglichem Aufwand umsetzten und kein simples Wohnzimmerkonzert veranstalten. Nicht nur wir wollen arbeiten, auch die Musiker verlieren nach einer Weile ohne Auftritte die Lust am Proben. Daher haben wir hier versucht, ein virtuelles Veranstaltungszentrum mit kompletter Live-Erfahrung einzurichten.“ Man bekomme von allen Seiten Zuspruch und Unterstützung – begonnen beim Kamerakran, den uns ein Kollege kostenlos zur Verfügung gestellt hat, bis hin zu Danksagungen der Zuschauer, die jetzt auch mit ihren Kindern Konzerten von Zuhause sehen können. „Während des Bandwettbewerbes haben wir sogar eine Telefon-Hotline eingerichtet, in der wir erklären, wie man online zusehen oder live bei Zoom dabei sein kann. Das wird auch rege genutzt,“ erklärt Groh, während im Hintergrund noch eine Zuschauerin des Bandinterviews mit ihrer Webcam kämpft.
To do: Talente in der Branche halten
Am Ende des Gesprächs verrät Groh dann noch den größten Vorteil des neuen Streaming-Konzepts: „Wir sind momentan die Einzigen, die wirklich Live-Musik hören dürfen – und das merkt man auch an der Begeisterung des Teams. Wer diesen Job macht, der liebt ihn auch. Und wenn man zu lange untätig rumsitzt, sucht man sich vielleicht irgendwann doch was Neues. Nach der Krise fehlen der Branche dann eventuell die besten Leute.“ Mit viel Motivation und realistischem Aufwand wurde hier vor den Toren Hamburgs viel dafür getan, dass das nicht passiert und niemand resigniert: „Wir haben ja schließlich kein Berufsverbot, sondern bieten eine Dienstleistung an, die gerade einfach nicht gefragt wird. Da müssen wir uns entsprechend anpassen.“