TW Audio Line-Array

Feuertaufe Festival: VERA36 rockt das Spektakelzelt

Nach zweijähriger Entwicklungszeit und ersten Einsätzen wie beim Zeltspektakel Winterbach mit Berthold Blocher von der PLM Veranstaltungstechnik wird seit 2013 das VERA36 von
TW Audio ausgeliefert. Das Line-Array bietet sich für viele Anwendungen an, in denen bei mittlerer Systemgröße hohe Auflösung und kräftige Pegel auch in den Low-Mids gefordert sind: vier Treiber spielen in einem überlappenden Frequenzbereich, um größtmöglichen Headroom bei Lows und Low-Mids aus dieser Gehäusegröße zu bekommen.

TW Audio VERA36 Vertical Array

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Wer im letzten Sommer regelmäßig Strecken über Land gefahren ist, dem sind – sicher nicht nur als beteiligter Dienstleister – die vielen Plakate und Hinweise auf eine Fülle an Festivals und Open Airs ins Auge gefallen. Auch wenn man sich durch Tour Dates von Acts wie Foreigner oder Joe Cocker scrollte: Es schien ja kaum eine Region zu geben, wo das Publikum nicht erfreut zur jeweiligen lokalen Festival-Location pilgerte, um gemeinsam den Feierabend oder das Wochenende zu verbringen. Einer dieser lokalen, begeistert aufgenommenen Events war das (mittlerweile achte) „Zeltspektakel“ in Winterbach, veranstaltet von der Kulturinitiative Rock Winterbach e.V.: An acht Tagen wurde hier von Mittwoch bis Mittwoch die Bühne gerockt, neben Cocker und Foreigner auch von Madsen, Gov’t Mule, Dieter Thomas Kuhn, Gotthard, Willy Astor & Martina Schwarzmann sowie den „Wellbrüdern aus’m Biermoos“ und – bereits zum vierten Mal, vielleicht auch, weil er, wie der Veranstalter erfreut bemerkt „nie zickt und immer mit sich reden lässt“ – Gerhard Polt.

 

TW Audio VERA36 Vertical Array
VERA36 Vertical Array mit neuem Konzept (Bild: Detlef Hoepfner)

Entwicklungsziel war ein perfomantes System, welches schon mit 2–3 Tops pro Seite ausreichend Reserven in den Low-Mids bietet, aber auch mit bis zu 24 Tops pro Seite bei Großveranstaltungen überzeugt.

Betrieben wird das Zeltspektakel zwar von einem Verein, die Dimensionen sind dennoch nicht nur beachtlich, sondern auch gleichzeitig eine technische Herausforderung: Das Zirkuszelt mit acht Masten hat so seine Eigenarten in akustischer Hinsicht, aber auch von der nutzbaren Höhe über der Bühne her ist es eine Herausforderung: Das Zelt ist ja nur in der Nähe der Masten – also da, wo es einem nicht viel hilft – wirklich hoch, und entsprechend musste das Rigg für einen Kompromiss aus Belastbarkeit, Optik und Anpassung an das Zeltdach individuell eingerechnet werden. Für all das brauchte es einen gleichermaßen engagierten wie qualifizierten Dienstleister, der im Fall des Zeltspektakels seit 2009 „PML Veranstaltungstechnik“ heißt. Wie engagiert PLM hinter dieser Veranstaltungsreihe steht, wird nicht nur dadurch offensichtlich, dass Firmenchef Berthold Blocher wie hier oft selbst am Pult arbeitet – bereits beim Betreten des Zeltes wird spürbar, wenn man zu Berthold am FOH-Platz herüberschaut: Hier hat jemand wirklich Spaß daran, einen tollen Sound zu mischen.

Berthold Blocher: Hab’ an Industriejobs keinen Spaß!

Und er läuft auch gleich zu Höchstform auf, wenn er ein wenig über sein Selbstverständnis spricht: „Wir sind eine sehr kleine Firma, aber sehr schlagkräftig, weil wir weitestgehend nur mit eigenem Personal arbeiten. Wir nutzen so gut wie kein Fremdmaterial oder Fremdpersonal. Und wir machen Veranstaltungen genau in der Größenordnung hier. Wir sind nur im Rock ’n’ Roll tätig, also keine Industrie, weil wir an der keinen Spaß haben.“ Aber kann man in anderen Branchensegmenten nicht viel mehr Geld verdienen? „Ja genau“, so Berthold, „das glauben alle. Geld verdienen muss man sicher, damit man sich das Material soweit leisten kann. Aber bei einem AV-Job einen Tag lang am Pult sitzen und den Finger auf einem Fader haben? Das gehört nicht zu mir, und auch zu meinen Leuten nicht. Wir haben nur – Rock ’n’ Roll ist vielleicht falsch – mit Musik zu tun.“ Eine Besonderheit ist in Winterbach auch für ihn, dass der Verein das Festival komplett selber stemmt, „da wird nicht viel fremd vergeben. Dies ist das erste Jahr, dass sie das Zelt aufbauen lassen – sonst haben sie das auch noch selber gemacht. Es sind wirklich extrem viele Leute ehrenamtlich tätig, damit das Ding überhaupt stattfinden kann. Und der Verein hat in groben Zügen genau den gleichen Status wie ich: Ich möchte Spaß haben. Und Spaß habe ich mit einer guten Band. So sieht das der Verein auch. Wenn sie mal eine Band haben wollen, die sich finanziell nicht trägt, dann ist das halt so und das weiß man. Aber die Band kommt trotzdem, weil sie die Band wollen. Ich ticke da ähnlich: wenn ich ein Gerät haben möchte, das ich für mich brauche, dann kauf ich mir das, weil ich Spaß dran haben möchte, und nicht, weil ich da ein Dollarzeichen sehe. Es gibt bei mir im Verleih auch keine Leasingverträge oder sowas: Das Zeug, das ich besitze, wird bezahlt, und zwar beim Kauf.“ Als weiteres Merkmal dieser für viele Firmen typischen Struktur ist sicher, dass in der Regel beide, zumindest aber einer der beiden Firmenchefs bei einer Veranstaltung selbst vor Ort sind. „Es gibt natürlich Situationen, wo zwei Veranstaltungen gleichzeitig laufen, aber eigentlich wollen wir das nicht, und mehr machen wir nicht. Viele denken ja: Ich biete erst mal an. Wenn ich das Ding dann bekomme, überlegen wir, wie wir es stemmen. Das gibt’s bei mir gar nicht. Wenn ich weiß, ich kann es gar nicht leisten – dann biete ich erst gar nicht an. So kann ich meinen Kunden auch in zehn Jahren noch gegenüber stehen.“ Hohe Wichtigkeit misst er auch seinen Mitarbeitern zu: „Das sind letztendlich die Leute, die unsere Firma am Leben erhalten. Ich kann auch einen, Hand‘, der weiß was er tut, nicht ohne weiteres ersetzen: Er muss das Material kennen, er muss die interne Struktur kennen, warum wir etwas so machen; das ist für mich schon ein Argument. Und immer wieder das Material: Ich möchte drauf arbeiten können, es muss funktionieren, und ich möchte Spaß damit haben.“ Für das Material muss es logischerweise auch eine Akzeptanz bei dem Kunden geben. „Natürlich. In einem Fall wie hier ist es schon so, dass wir die Bühne komplett in3D konstruieren – sonst bekommt man es auch nicht hin – und diese Pläne dann alle Bands bekommen. Von der Vorband bis zum Mega-Headliner. Sie können dann darauf reagieren: ich hätte noch gerne dies oder das. Was hier im Zelt steht, sind bestimmt 80 oder 90 % von dem, was gefordert wurde. Ich kann das Rigg ja nicht mal kurz runterfahren: Wir haben hinten vier Meter Höhe und vorne neun Meter. Wenn ich also hinten auf dem Boden bin, habe ich vorne noch immer sechs Meter Höhe. Geschwind das Material umzuhängen geht daher also nicht.“ Die intensive Vorbereitungszeit und Kommunikation scheint sich hinterher beim Festivalablauf auszuzahlen, wie bei unserem Besuch am Foreigner-Abend zu spüren: „Es ist meist wie heute – die Produktion ist extrem ruhig. Wir wissen von anderen Festivals, dass von morgens neun bis kurz vorher Stress war. Dem beugen wir alle vor, indem wir einfach unseren Idealismus einbringen.“

TW-Audio Amps
Zusätzliche Amp-Plattform: Testlauf mit Lab.gruppen (Bild: Detlef Hoepfner)

VERA36 im Zelt

Zu TW Audio verbindet Berthold eine lange Geschichte, mit dem Firmengründer hat er vor Jahrzehnten bereits unter anderem Label erste Beschallungsprodukte mitentwickelt, und auch zu den ersten Hoellstern-Kunden kann sich PLM zählen. Zu aktuellen Produkten gibt er wie andere Verleiher noch Input, schätzt aber auch den gebotenen Abstand – es wäre sicher nicht gut wenn sozusagen beim Hersteller noch ein Verleiher in – direkt mit im Haus sitzen würde. Eingesetzt hat PLM in Winterbach nun erstmals das VERA36 von TW Audio, ergänzt durch sechs BSX-Subwoofer: 2 × 11 Elemente dienten als Main-PA, 2 × 3 Module als Outfill und vier Elemente auf der Bühnenkante als Frontfill. TW-Audio-Material kam auch auf der Bühne zum Zuge: 4 × VERA36 und 4 × S33 als Sidefills sowie als Monitore zwölf C15. „Ich wollte das neue System unbedingt zu dieser Veranstaltung bringen, weil ich einfach zu dem Material steh’. Es sind ja auch viele Techniker hier, die das Material sonst nicht so zeitnah in den Händen hätten, also eine gute Gelegenheit.“ Eine Besonderheit betraf in Winterbach das Amping der VERA36-Elemente: TW Audio setzt auf eine Powersoft-Plattform, zusätzlich wird nun aber auch ein Lab.gruppen-Standard angeboten.

TW-Audio VERA36 als Frontfill
Mit kräftigen Low-Mids dient VERA36 auch als Frontfill und Sidefill auf der Bühne (Bild: Detlef Hoepfner)

Zum Einsatz kam daher testweise ein komplettes Lab.gruppen-Verstärkerrack mit fünfzehn Exemplaren PLM20000Q, für das TW Audio gerade die korrekten Settings erarbeitete. Für den Hersteller ist das natürlich kein ganz trivialer Schritt, sondern mit einem erheblichen Aufwand verbunden, möchte man denn einen seriösen Support für so eine ergänzende Plattform anbieten. Marco Deinl zu den Beweggründen, auch in Richtung Lake-Controlling zu denken: „Es ist einfach so, dass die Kunden aus der – ich sage mal – mittleren Schicht einfach die Möglichkeit haben müssen, ihre Systeme zu kontrollieren. Schon mit zehn, zwölf oder 14 Amps. Das ist unabdingbar. Selbst kleinere und mittlere Betriebe nutzen heute die Möglichkeit mehrere Amps zu steuern, z. B. bei der Bildung von cardioiden Sub-Arrays, Time Alignment von Tops zu Subs etc. Armonia und Lake sind unserer Meinung nach die zwei ausgereiftesten Plattformen, die die Administration von Systemen nach relativ kurzer Einarbeitungszeit ermöglichen.“ Beispielsweise gab es aus dem Ausland verstärkt Anfragen von Kunden, die
TW-Audio-Material einsetzen wollen, aber bereits über größere Lab-Bestände verfügen. Außerdem verspürte auch Lab.gruppen selbst eine verstärkte Nachfrage nach TW-Audio-Presets. Mittlerweile ist die Preset-Integration abgeschlossen, so Marco: „Wir haben für Powersoft eine überarbeitete Preset-Liste erstellt und diese zeitgleich für die Lab.gruppen-Plattform konvertiert, so dass beide Presets in Frequenz- und Phasengang identisch sind.“ Anspruch war aber, dass sich beide Lösungen gleich verhalten. Wie sollte sich ein VERA36 denn im Vergleich zu anderen Systemen verhalten? Marco Deinl: „Es ist ja klar, wenn man so was entwickelt, schaut man sich den Markt an, analysiert, wie ein weiteres System in diesem Segment platziert werden kann, welchen Anspruch und welche Anwendungen die Zielgruppe im In- und Ausland hat. Das Entwicklungsziel war ein perfomantes System, welches z. B. gestackt schon mit zwei bis drei Tops pro Seite ausreichend Reserven in den Low-Mids bietet, aber natürlich auch mit bis zu 24 Tops pro Seite bei Großveranstaltungen überzeugt.“

Begeistert sich für Veranstaltungstechnik: Berthold Blocher
Begeistert sich für Veranstaltungstechnik: Berthold Blocher (Bild: Detlef Hoepfner)

„tough system“

Blocher entschied dann, das System auf dem Zeltspektakel einzusetzen. „Ich habe gesagt: das kriege ich hin. Letztendlich geht es dann nur um die Akzeptanz bei den Bands.“ Genau das scheint natürlich bei einem Festival eher kontraproduktiv zu sein, denn wie soll eine PA „Rider-freundlich“ sein, wenn es diese bis vor ein paar Tagen vor dem Festival noch gar nicht gab? „Es war tatsächlich so, dass an Hand unseres 3D-Plans niemand auch nur annähernd Sorge bezüglich der Machbarkeit hatte, das Zelt damit zu beschallen. Wobei: Keiner der Techniker – egal, von welcher Band – kannte das neue System ja, woher auch. Trotzdem haben sie alle gesagt: OK!“ Die Reaktionen während des Festivals seien dann von den Künstlern und Crews, die ja alle im Sommer von Bühne zu Bühne eilen, laut Berthold begeistert gewesen, von Joe Cocker über Foreigner bis Ernst Seider: „Beim Soundcheck wurde mir schon nach dem Hören der ersten drei Kanäle klar: Dieses System macht genau das, was ich von einer guten PA erwarte. Beim Konzert wurde mein Eindruck bestätigt: Die Gesamtperformance für ein System dieser Größenordnung ist herausragend. Hörbare Dynamik durch viel Headroom und Low-Mids, die ich definitiv nicht erwartet hätte. So konnte ich für die Zuhörer genau den Sound realisieren, der Gotthard ausmacht.“

Marco Deinl pflegt bei TW Audio Marktkontakte und leistet Support
Marco Deinl pflegt bei TW Audio Marktkontakte und leistet
Support
(Bild: Detlef Hoepfner)

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